: Fotos als „sensationell“ beurteilt
Zeitungen drucken Bilder aus der Todesnacht von Lady Di / Klatschfotos oder Beweise?
sst. BERLIN, 4. Oktober. Mehr als zehn Jahre nach dem Tod von Prinzessin Diana und ihrem Lebensgefährten Dodi Al Fayed hat der Londoner High Court Bilder veröffentlicht, die in der Todesnacht der Prinzessin entstanden sind und bisher unter Verschluss gehalten worden waren.
Die Schnappschüsse eines freien Fotografen zeigen das Paar, wenige Minuten bevor ihr Wagen am 31. August 1997 gegen einen Pfeiler im Pariser Pont-d’Alma-Tunnel raste. Auf den „sensationellen Fotos“ (Kölner „Express“, „Bild“), mit denen gestern fast alle deutschen Boulevardzeitungen aufmachten, ist Dianas Hinterkopf zu sehen. „Bild“ fragt: „Warum dreht sie sich im Wagen nach hinten um?“, und vermutet: „Wahrscheinlich war sie besorgt, wollte sehen, wie nah die Verfolger schon sind.“ Dodi ist nur verschwommen auf der Rückbank zu erkennen. Der Leibwächter Trevor Rees-Jones, der einzige Überlebende des Unfalls, sitzt auf dem Beifahrersitz. Er schützt seine Augen mit dem Arm gegen das Blitzlicht.
Für Spekulationen sorgt Chauffeur Henry Paul, dessen Augen und Mund weit aufgerissen sind – „in Panik“, vermutet die „Hamburger Morgenpost“, während „Bild“ die Aufnahmen als möglichen Beleg für Missbrauch von Drogen, Medikamenten oder Alkohol wertet. „Stark geweitete Pupillen wären ein Indiz dafür. Das Grinsen“– auf einem anderen Bild scheint der Fahrer zu lächeln – „könnte darauf hinweisen, dass er – möglicherweise unter Drogeneinfluss – den Ernst der Situation nicht erkannt hatte.“
Die Fotos befriedigen, wie die Aufmachung der Presse belegt, ein Interesse an Klatsch und können als Beispiel für „grelle“ Berichterstattung gelten, gegen die sich etwa die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ stets mit ihrer Weigerung gewandt hat, ein Foto auf ihrer Titelseite zu veröffentlichen. Die „Süddeutsche Zeitung“ (Seite 14), der „Tagesspiegel“ (Seite 48) und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite elf) veröffentlichten das Foto (Seite 14) ebenfalls. Zudem aber werden die Fotos als Belege betrachtet, die helfen können, die Todesumstände zu rekonstruieren. „Dieses Foto wird Geschichte machen“, schreibt der Kölner „Express“ über das Foto von Diana im Auto. Das Gericht veröffentlichte dieses und die anderen Bilder auf der Webseite der Anhörung. Sie sollen den elf Geschworenen dabei helfen, zu entscheiden, ob es sich bei dem Unfall, bei dem Diana starb, um einen tragischen Vorfall handelte oder ob die Prinzessin Opfer eines Mordkomplotts wurde. Das Foto, das erst kurz vor dem Unfall entstand, wird etwa als Beweis dafür gesehen, dass sich Sekunden vor dem Aufprall des Autos ein Fotograf auf einem Motorrad vor ihm befand.
Englische Zeitungen druckten derweil weitere unbekannte Aufnahmen: Diana, lächelnd mit Dodi im Pariser Hotelfahrstuhl. „Wenige der tausende von ihr aufgenommen Bilder zeigen sie derart gelöst und glücklich“, so der „Daily Mirror“. Sicher eine Information, die die Geschworenen nicht missen möchten.