MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Kurz noch mal eine nachgeschobene Gedenkminute für Buddy Holly, der ja vergangenen Dienstag seinen Todestag hatte, ohne damit eine größere Medienresonanz zu erreichen, was 1.) daran liegt, dass der nun halt auch schon ein Weilchen her ist und sich 2.) in diesem Jahr eben nur einigermaßen krumm jährte – wobei dieser 3. Februar 1959 mit dem katastrophalen Flugzeugabsturz, bei dem neben Buddy Holly dazu noch Ritchie Valens („La Bamba“) und The Big Bopper („Chantilly Lace“) zu Tode kamen, immerhin als The Day the Music Died in die Geschichte der Populärmusik eingegangen ist. Wobei ja doch nur Musiker sterben. Der Rock aber will das einfach nicht tun und zeigt sich auch in dieser Woche als unkaputtbar. Bitte sehr:

Da hätte man heute am Donnerstag im Acud zum Beispiel Cavern of Anti-Matter, ein Trio mit starkem Stereolab-Input (mit Tim Gane und Joe Dilsworth), das die „French Disko“ jetzt noch mal ein wenig entschiedener entlang der von Neu! und Cluster aufgestellten Leitplanken des Krautrock ausspielt und damit nebenbei die ewige repetitive Modernität dieses mal in den Endsechzigern, Anfangsiebzigern entwickelten Modernitätsrock beweist (Veteranenstr. 21, 21 Uhr). Lauter, sich weniger um beiläufige Eleganz scherend und mehr Wrrrock: Earth am Sonntag in der Volksbühne. Die machen einen stoischen, knochentrockenen und Riff-wuchtenden Gitarrenrock, wobei sich die Band um Dylan Carlson mittlerweile doch, auf dem aktuellen Album „Primitive and Deadly“ ist es wieder zu hören, von ihrem früheren Slow-Motion-Drone-Modus ab- und mehr einem traditionellen Rockformat zugewendet hat. Vielleicht muss man beim nächsten Earth-Album da schon Vergleiche mit der Allman Brothers Band anstellen. Wer jetzt Angst bekommen haben sollte in seiner alten Earth-Liebe: noch swingt es nicht so, sondern malmt weiterhin genug bei der Band (Rosa-Luxemburg-Patz, 20 Uhr, 20/16 €).

Zwischendurch mal eine Musik, die nicht unbedingt Rock ist, schon aber gleichfalls mächtig rocken kann, so mit großem Orchester und üppig besetztem Chor: die Filmmusiken von Ennio Morricone, die der mittlerweile 86-jährige Maestro am Dienstag in einer notwendigerweise kleinen Auswahl in der O2 World präsentiert (O2-Platz, 20 Uhr, ab 60 €).

Das Konzert der Woche aber ist natürlich am Mittwoch Pere Ubu im Quasimodo. Irrlichternd und intensiv, den Mond ansingend, in den Eingeweiden wühlend, quengelnd, winselnd und mit einer wahrhaft abgrundtiefen Liebe zu den Beach Boys. Die ganze Geschichte des Blues, der auch ein Punk ist. Nachgeborene dürfen, wenn sie unbedingt wollen, trotzdem Altherrenrock dazu sagen (Kantstr. 12a, 22 Uhr, VVK: 20 €).