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Archiv-Artikel

Künstlerischer Akt gegen weiße Wände

Als Protestmaßnahme malten Studierende nachts die Flure der Kunsthochschule an. Jetzt wollen sie die Wände auch wieder weißen. Die Hochschulleitung spricht von 50.000 Euro Schaden, das Gebäude bleibt nachts geschlossen

An sich sind Malaktionen an einer Kunsthochschule nichts Besonderes. Eine nächtliche trug sich zu Wochenbeginn an der Hochschule für bildende Künste (HfBK) zu: Fußleisten und Fußböden wurden mit bunter Farbe versehen, Wände mit Graffitis und Comics bemalt. „Ich häng’ an dieser Hochschule“, sagt da ein Männchen. Neben einem Sprühbild mit rosa Herzchen steht: „HfBK wie sie früher war.“ Und über einem Haus, das von einem „Mister Bachelor“ und einer „Lady Master“ betreten wird, steht „Sorry, this school is dead. Ask the präsident why.“

Die Aktion sei „als künstlerischer Akt intendiert und soll nicht im vandalistischen Sinne verstanden werden“, heißt es in einem Bekennerscheiben. Nach 13 Tagen würde die Aktion beendet und die Wände wieder weiß gestrichen. Überhaupt, die Wände: Dass diese zuletzt häufig gestrichen worden waren, löste die Aktion offenbar aus: „Es wird von uns als eine klar intendierte politische Handlung empfunden, die Schule in derartig hoher Wiederholung und Sisyphusarbeit zu weißeln, während woanders Gelder fehlen“, schreiben die Verfasser. Die Arbeitssituation an der HfBK sei „zunehmend uninspirierend“ geworden: „klinisch weiße Wände, verschlossene Ateliertüren, Unsichtbarkeit der Arbeiten, die von den Studenten gemacht wurden“.

Die Hochschulleitung spricht dagegen von „Parolen und Schmierereien“ und einem Schaden von 50.000 Euro. Nachdem Hochschulpräsident Martin Köttering am Montag Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hatte, haben sich seiner Sprecherin Karin Pretzel zufolge acht Studierende gemeldet und zu der Aktion bekannt. Anders als vermutet, so Pretzel, sei es keine Aktion der AG Studienboykott oder des daraus entstandenen Sommer-Trimesters gewesen. Ob die Strafanzeige zurückgezogen wird, konnte sie gestern nicht sagen: „Man ist im Gespräch.“

Um weitere Eskalationen des Konflikts um Studiengebühren und Exmatrikulationen zu verhindern, werde das Gebäude aber „bis auf weiteres“ von 21 Uhr bis 7 Uhr früh geschlossen und überwacht. Das wiederum ärgert manche Studierende – war doch die Möglichkeit zur Nachtarbeit stets ein wichtiges Element des Kunsthochschullebens. KAIJA KUTTER

Fotos der Aktion sowie das Bekennerschreiben sind auf www.thing-hamburg.de zu finden.