Der neue Senat gibt sich bescheiden pragmatisch : Rot-Grün übt sich in Grau
Der Erfolg von Politik im Medienzeitalter hängt stark vom Unterhaltungswert ab. Große Gesten sind gefragt, griffige Worte. Die rot-grüne Koalition in Bremen verweigert sich diesem Zwang der „Mediokratie“.
Kommentar von Klaus Wolschner
Darin steckt Klugheit – diese Koalition will an bescheidenen Maßstäben gemessen werden. Wo keine Hoffnungen geweckt, können auch keine enttäuscht werden. Selbst das Mühen um die Bremer Selbständigkeit findet bei Bürgermeister Jens Böhrnsen eine pragmatische Begründung. Viel Geld für große Würfe ist eh nicht in der Kasse, da kommt Bescheidenheit geradezu als Tugend. Auch für den sozial- und bildungspolitischen Schwerpunkt ist so wenig Geld da, dass es für die Betroffenen kaum spürbar werden kann.
Bisher musste der Senat nichts entscheiden, was die Interessengruppen der Gesellschaft wirklich spaltet. Der Bauantrag für ein Kohlekraftwerk hätte so eine Entscheidung erzwungen.
Glück hat niemand auf Dauer. Einen harten Streit um die Makaken-Forschung an der Universität, zum Beispiel, wird der Senat mit bescheidenem Pragmatismus nicht durchstehen können. Vielleicht macht Rot-Grün auch mal einen Fehler. Ein Schuss politischer Utopie täte da schon ganz gut, sozusagen als Fettpölsterchen für schlechte Tage.