: „Warum hier zu Hause?“
LESUNG Jutta Dornheim demonstriert mit ihren Geschichten, wie man sich in Bremen verwurzelt
■ lehrte bis 2008 als Kulturwissenschaftlerin an der Universität Bremen.
taz: Frau Dornheim, wie ist es, als ehemalige DDR-Bürgerin ein Buch über Bremen zu schreiben?
Jutta Dornheim: Seit ich 1958 in die BRD ausgereist bin, bin ich innerhalb der Bundesrepublik sehr oft umgezogen. Seit 1987 lebe ich in Bremen und kann sagen, dass ich hier verwurzelt bin. Ich kam an den Punkt, mich zu fragen, warum ich mich in Bremen zu Hause fühle. Und so habe ich mich in Bremen auf die Suche gemacht.
Nach was haben Sie gesucht?
Ich habe mir mein soziales Umfeld, Örtlichkeiten, Gebäude, Straßen und Plätze genauer angeschaut. Orte besitzen eine Atmosphäre, die dazu beiträgt, wie Menschen sich befinden und ob sie sich zu Hause fühlen. Dieser Spur bin ich nachgegangen.
Was haben Sie dabei als das Besondere in Bremen erfahren?
Seine Verwobenheit von Lokalem und Globalem, von Klein- und Großstädtischem. Man kann beides finden.
Wie sind Sie bei Ihren Exkursionen vorgegangen?
Ich habe mir Orte in Bremen wie den Marktplatz und den Skulpturengarten oder den Vegesacker Bootshafen genauer angeschaut. Als Kulturwissenschaftlerin habe ich den Standpunkt der teilnehmenden Beobachterin eingenommen. Ich habe dieses Stück Bremen atmosphärisch so erlebt, dass es mir hilft, mich in Bremen zu verwurzeln.
Gibt es einen Lieblingsort?
Es gibt mehrere Lieblingsorte. Etwa den Bürgerpark, die Museen, das Heine-Denkmal.
Wie kamen Sie auf den „Katzenmann“ im Kapitel „Das Paradies ist hier“?
Der Katzenmann ist eine literarische Figur mit einem Vorbild. Vor einigen Jahren sah ich im Bürgerpark einen Mann auf einer Bank sitzen, neben sich auf einem Kissen eine braun-schwarz-weiße Katze. Als ich nach zwei Jahren wieder in den Bürgerpark kam, stand der Mann alleine am See. Ich fragte ihn, ob er nicht der mit der Katze sei, und so sind wir ins Gespräch gekommen.
Gibt es den Katzenmann noch?
Es gibt die literarische Figur, und es gibt das Modell, Heiner Jensen. Ihn kann man jetzt noch am Meierei-See im Bürgerpark treffen. Die Katze selbst ist inzwischen tot. Interview Maren Ewert
Lesung aus „Katzenmann-Roland-Faule Grete, ein Bremen-Roman in Geschichten“: 20 Uhr, Villa Ichon