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Archiv-Artikel

„Diese Hochschule verdient mehr Freunde“

Von der Senatskanzlei zur Hochschule für Künste: Klaus Schloesser über seinen neuen Job und kritische Perspektiven

KLAUS SCHLOESSER: nach dem Studium der Germanistik 1983 Mitgründer der taz Bremen, dann bei „buten&binnen“. Ab 1999 Pressesprecher des Bürgermeisters

taz: Der Wechsel aus dem Rathaus in die Hochschule für Künste ging schnell …

Klaus Schloesser: Wenn man nach siebeneinhalb Jahren aus dem Rathaus ausscheidet, dann muss man sich ja überlegen, was kannst Du jetzt tun? Und da hörte ich, die Hochschule für Künste sucht jemanden, der ihr bei der Öffentlichkeitsarbeit hilft. Da habe ich gedacht: Das könnte Spaß machen und Sinn. Die Aussicht, mit jungen Künstlern im Speicher XI und in der Dechanatstraße zu tun zu haben, fand ich reizvoll.

Warum hat die Hochschule Bedarf an PR?

Es gab diese Stelle, die war ausgeschrieben. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Bewerbung schreiben müssen.

Nun warten alle auf das Buch: Die große Koalition – Blick hinter die Kulissen.

Ich habe jetzt eine Menge zu tun, noch lerne ich Leute und Abläufe kennen. Das Buch muss ich nicht schreiben. Mal abgesehen davon, dass ich das auch gar nicht darf: So viele Geheimnisse gäbe es gar nicht zu lüften. In Bremen ist doch eigentlich immer alles auf dem Marktplatz bekannt, selbst wenn es um diskrete und sensible Verhandlungen geht.

Hat man nicht nach Jahren offiziöser Rechtfertigungsarbeit Lust, wieder mal eine kritische Perspektive einzunehmen?

Ich hatte auch in meiner Funktion im Rathaus immer auch eine kritische Perspektive. Das gehört zur Pressearbeit dazu, dass man seine Chefs berät und sagt: Aus meiner Sicht würde ich das noch einmal überdenken. So was steht dann nicht in der Zeitung, aber kritisches Nachdenken war bei meinem Job im Rathaus nicht verboten, im Gegenteil.

Trotzdem: Es geht bei der HfK wieder um PR.

Ich habe Lust darauf, mit klugen, kreativen Köpfen aus dem künstlerischen Bereich zu tun zu haben, natürlich etwas politikfern, und mitzuhelfen, dass diese Institution die Freunde, die sie verdient, stärker noch gewinnt.

Schon eine Idee?

Ich habe haufenweise Ideen, aber als Dienstleister muss ich für meine Ideen andere gewinnen, das sind vor allem die Rektoren, die Dekane. Zum Beispiel kommen heute unsere Erstsemester an, 218 neue Studierende. Über ein Drittel kommt aus aller Welt. Wir nennen uns Hochschule für Künste, University of the Arts. Aber wir haben keinen englischsprachigen Internet-Auftritt. Da lässt sich hoffentlich schnell was verändern. Es hat sich in der ganzen Welt herumgesprochen, dass man hier in Sachen Musik, Bildende Kunst eine klasse Ausbildung bekommen kann, aber damit können wir noch mehr wuchern. Oder unser Kulturprogramm. Diese Hochschule ist einer der wichtigsten Kulturträger mit unendlich vielen Konzerten, Ausstellungen, in der Regel ist der Eintritt sogar frei. Tolle Kunst für kleines Geld …

Nur keiner weiß es?

Doch, Aber das muss sich stärker herumsprechen. Die Hochschule verdient mehr Schaufenster in der Stadt, noch mehr Freunde.

Interview: Klaus Wolschner