: Das 1 x 1 der Ökonomie
STARTERKIT Eine gute Idee in der Tasche reicht allein noch nicht, um als erfolgreicher Unternehmer am Markt bestehen zu können
■ Das Existenzgründerportal des Bundeswirtschaftsministeriums listet Beratungsangebote für Gründer auf, plus einer Checkliste samt Informationen zu Seminaren oder Coachings. Wer aus der Arbeitslosigkeit eine Existenz gründen will, findet dort ebenfalls einen Ansprechpartner.www.existenzgruender.de
■ Förderprogramme und Finanzhilfen sind hier aufgeführt: www.foerderdatenbank.de
■Die Studie der KfW-Bankengruppe kann hier heruntergeladen werden: www.kfw.de
VON VOLKER ENGELS
„Gründer sollten bei aller Begeisterung für ihr Projekt auch die kaufmännische Seite im Blick haben“, rät Winfried Ballmann, Leiter des Servicecenters der IHK in Duisburg. Schon im Vorfeld einer Gründung sei es „immens wichtig, die voraussichtlichen laufenden Kosten, zum Beispiel für Investitionen, Werbung, Versicherungen oder Personal, zu ermitteln.“ Erwartete Umsätze würden häufig „zu optimistisch eingeschätzt oder methodisch nicht nachvollziehbar“. Auch die eigene Altersvorsorge sowie Rücklagen für künftige Investitionen müssten frühzeitig geplant werden. „Gerade in der Planungsphase“, so der Betriebswirt weiter, „geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“
Immer wieder hat Ballmann, der seit Jahren Existenzgründer berät, die Erfahrung gemacht, dass „Interesse und Leidenschaft eine gute Motivation für eine erfolgreiche Gründung sind“. Wer neben diesen Eigenschaften auch noch einen stimmigen Businessplan vorlegen kann, hat gute Chancen, auch ohne größeres Eigenkapital an Fremdkapital und Fördergelder zu kommen. So gibt es eine Vielzahl staatlicher Förderprogramme, mit denen Gründern in der Startphase unter die Arme gegriffen wird. Auch sogenannte Mikrokredite, die unabhängig von der eigenen Hausbank vergeben werden, verhelfen zu dem nötigen Startkapital. Die NRW-Bank vergibt zum Beispiel solche Kredite bis zu einer Höhe von 25.000 Euro. Gerade in diesen unruhigen Zeiten, in denen sich die Banken nicht einmal untereinander Geld leihen, sind solche Mikrokredite buchstäblich Gold wert.
Auch biografische Erfahrungen, auf die Gründer zurückgreifen, können den Start-up-Prozess unterstützen: „Es ist sicher von Vorteil, wenn es erfolgreiche Vorbilder in der Familie oder im Freundeskreis gibt“, sagt Florian Täube vom Strascheg Institute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE) an der EBS Business School. Diese Vorbilder würden „positiv beeinflussen“, stellten aber keinen Automatismus dar. Auch ein „unterstützendes Netzwerk“ aus Freunden, Bekannten könne helfen, den Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten. Vor allem auch dann, wenn es mal nicht so gut läuft.
Täube rät Gründern, auf einschlägige Beratungsangebote zurückzugreifen, wie sie an Hochschulen und Weiterbildungsinstituten angeboten werden. Solche Angebote nutzen offensichtlich auch immer mehr Hochschulabsolventen: „Es gibt verstärkte Tendenzen, dass Studierende nach Abschluss des Studiums in die Selbstständigkeit gehen“, hat der Professor für Wirtschaftswissenschaft beobachtet. Wer diesen Schritt wagt, sollte auf eine Begleitung setzten – etwa durch Mentoren, die den Gründer mit ihrer Erfahrung gerade in der Startphase stützen. Mentoren könnten nämlich dazu beitragen, „nicht alle Fehler selbst zu machen“.
Dass Frauen anders als Männer gründen, belegt die Untersuchung „Gründerinnen – Frauen als eigene Chefs“ der KfW-Bankengruppe. Rund zwei Drittel der Frauen, die im vergangenen Jahr in die Selbstständigkeit gestartet sind, vollzogen demnach ihre Gründung im Nebenerwerb: „Frauen übernehmen nach wie vor oft die Verantwortung für Familie und Haushalt. Viele Frauen schätzen daher an der Selbstständigkeit im Nebenerwerb die zeitliche Flexibilität, die es ihnen erlaubt, Beruf und Familie zu vereinbaren“, sagt Margarita Tchouvakhina, Abteilungsdirektorin bei der KfW Bankengruppe. Eine solche Nebenerwerbsgründung komme der geringeren Risikoneigung von Frauen entgegen, weil so die Geschäftsidee zunächst getestet und die Selbstständigkeit im Erfolgsfall auf den Vollerwerb ausgeweitet werden könne.
Im Bereich „Persönliche Dienstleistungen“, zu denen unter anderem die Branchen Bildung, Gesundheitswesen oder der Unterhaltungssektor gehören, starten rund 43 Prozent aller Gründerinnen, während nur 20 Prozent der Männer hier ihr Glück suchen. Eine frühere Untersuchung der Bankengruppe war unter anderem zu dem Ergebnis gekommen, dass Frauen mit ihrem Unternehmen seltener anstreben zu wachsen, um flexibel zu bleiben und die Balance zwischen privatem und beruflichem Leben besser zu halten.
Egal, ob Mann oder Frau sich als Start-up versuchen wollen, an den sogenannten Softskills kommt wohl kaum ein Gründer vorbei: „Wer Menschen, ob als Kunden, Mitarbeiter oder Geschäftspartner, einbinden und überzeugen will, muss eine kommunikative Ader haben“, sagt Winfried Ballmann.