: Nobelpreis nach Jülich
Der Deutsche Grünberg und der Franzose Fert erhalten Physik-Nobelpreis für ihre neue Festplatten-Technik
STOCKHOLM afp Zwei Jahre nach dem Laserphysiker Theodor Hänsch ist wieder ein Deutscher mit dem Physik-Nobelpreis geehrt worden: Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich und der Franzose Albert Fert erhalten die Auszeichnung für die Entdeckung des Riesenmagnetowiderstands (GMR). Auf dem Effekt beruhende Anwendungen hätten die Technik zum Lesen von Festplatten-Informationen „revolutioniert“, erklärte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften gestern. Grünberg zeigte sich „hoch erfreut“ über den Preis. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte Grünberg, auch Bundespräsident Horst Köhler schickte Glückwünsche.
„Dieses Jahr zeichnet der Nobelpreis für Physik eine neue Technik aus, mit der die auf Computerfestplatten gespeicherten Datenmengen ausgelesen werden“, erklärte die Königlich Schwedische Akademie. Dank dieser Technik seien Festplatten in den vergangenen Jahren erheblich verkleinert und zugleich mit wesentlich größerer Speicherkapazität angeboten worden. Der GMR-Effekt sei deshalb eine der ersten echten Anwendungen auf dem vielversprechenden Gebiet der Nanotechnologie.
Der Anruf des Komitees „war einerseits überraschend, andererseits aber auch nicht“, sagte Grünberg in Jülich. Die Nachricht habe ihn in seinem Büro erreicht. Die Bedeutung des Preises für ihn werde sich erst im Laufe der Zeit erweisen, sagte der 68-Jährige. Auf die Frage, ob es sich lohne, in Deutschland zu forschen, sagte Grünberg: „Ja, auf jeden Fall.“ Zwar sei seine Entwicklung anfänglich von deutschen Firmen nicht sehr beachtet worden. Dies habe sich aber inzwischen geändert. Auch Fert zeigte sich gegenüber dem schwedischen Rundfunk „sehr glücklich“. Er freue sich, den Preis mit Grünberg zu teilen, „den ich bewundere und zu dem ich immer eine gute Beziehung hatte“.
Grünberg arbeitet am Forschungszentrum Jülich, der ein Jahr ältere Fert an einer Sonderforschungseinheit der Pariser Universität und des Unternehmens Thales. Beide entdeckten den GMR-Effekt unabhängig voneinander 1988. Der Effekt ermöglichte die Entwicklung neuer Leseköpfe in kleinen Computerfestplatten und die deutlich bessere Nutzung kleinster Magnetzellen eines Speichermediums. Dadurch konnte die Speicherkapazität der Laufwerke nicht nur für PCs, sondern auch für Videorecorder und MP3-Player in den Gigabyte-Bereich gesteigert werden. Die Forscher gelten als Gründerväter der Spintronik.
Mit der Auszeichnung tritt Peter Grünberg, der am 18. Mai 1939 in Pilsen im heutigen Tschechien geboren wurde, in die Fußstapfen berühmter deutscher Physik-Nobelpreisträger wie Wilhelm Conrad Röntgen, Max Planck, Albert Einstein und Werner Heisenberg. Erst vor zwei Jahren war der Münchner Theodor Hänsch für seinen Beitrag zur Entwicklung der Laserspektroskopie ausgezeichnet worden.
Die Kanzlerin unterstrich, der Preis zeige, „wie Grundlagenforschung dann auch zu täglicher Anwendung führt“. Es sei „wieder einmal eine großartige Auszeichnung für einen deutschen Wissenschaftler und auch eine Ehre für das Forschungszentrum Jülich“, sagte Merkel gestern in Berlin.