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KOMMENTAR: EIKEN BRUHN über die Bremer StillerhebungEs geht nicht um Brüste

Wenn Ärzte oder gar Behörden Stillempfehlungen aussprechen, hat das immer einen unangenehmen Beigeschmack. Ob, wie lange eine Mutter ihrem Kind die Brust gibt, ist ihre Entscheidung.

Doch wenn jetzt der leitende Sozialpädiater des Bremer Gesundheitsamtes wegen der niedrigen Stillquote bei jungen und schlecht ausgebildeten Müttern Alarm schlägt, dann hat er recht. Denn es steht zu befürchten – das legt auch die aktuelle Bremer Studie nahe – dass es diesen nicht am Stillwillen, sondern an Unterstützung mangelt. Eine 35-jährige Akademikerin weiß um die physiologischen und psychologischen Vorteile des Stillens. Und sie weiß auch, an wen sie sich wenden kann, wenn es zunächst nicht so recht klappt, weil das Baby im Krankenhaus ungefragt die Flasche bekommen hat. Einer 20-Jährigen ohne Ausbildung, die ungewollt schwanger wurde, mag das schwerer fallen. Außerdem belegen Untersuchungen einen Zusammenhang zwischen niedrigem Selbstwertgefühl und Stillproblemen. Deshalb greifen auch allein gesundheitspolitische Maßnahmen wie zielgruppengerechte Informationen und ein verstärkter und verbesserter Einsatz von Familienhebammen zu kurz.

Es geht nicht allein ums Stillen: Dass Kinder armer Eltern häufiger und länger mit Flaschennahrung ernährt werden, ist nur ein weiterer Indikator dafür, wie ungleich die Chancen in dieser Gesellschaft verteilt sind.

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