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Archiv-Artikel

Bittere Medizin für arme Kinder

Experten: Gesundheitssystem benachteiligt Kinder aus sozialen Randgruppen

BAD ORB dpa ■ Das deutsche Gesundheitswesen ist nach Ansicht von Experten nicht fit genug, um für Kinder aus ärmeren Familien eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) am Montag mitteilte, sind Armut und Krankheit nach wie vor eng verknüpft. So litten Kinder und Jugendliche aus sozialen Randgruppen überdurchschnittlich häufig unter den Folgen von Fehlernährung und Bewegungsmangel.

BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann forderte die Politik auf, „in einem jährlichen Rechenschaftsbericht vorzulegen, wie die Kinderarmut wirksam bekämpft wird“. Derzeit lebten nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef 17 Prozent der Kinder in Deutschland in Armut, bei Kindern von Alleinerziehenden sei die Rate mehr als doppelt so hoch (38 Prozent). „Trotz wirtschaftlich guter Situation nimmt die Kinderarmut von Jahr zu Jahr zu. Da werden Lebenschancen von Generationen beeinträchtigt“, kritisierte Hartmann.

Kinder und Jugendliche litten immer häufiger an Erkrankungen, die aus einer Wechselwirkung zwischen seelischen, körperlichen und sozialen Vorgängen entstehen, sagte Kinderärzte-Präsident Hartmann. Die Folgen seien Bauch- und Kopfschmerzen, Depressionen und Suizidgedanken. Ebenso seien Nikotin- und Alkoholkonsum in ärmeren Bevölkerungsgruppen wesentlich häufiger.