: Eine überflüssige Station
Eine Isolationsstation am Universitätsklinikum Eppendorf soll die Versorgung von Patienten mit hochansteckenden Krankheiten sichern – ob Kundschaft kommt, ist allerdings fraglich
Seit einem Jahr kooperiert das Bernhard-Nocht-Institut mit der Uniklinik Eppendorf. Ab 2008 wird es dabei keine Dienststelle der Gesundheitsbehörde mehr sein, sondern eine unabhängige Stiftung – die klinische Abteilung bleibt dabei Teil des UKE, die Forschung wird von privaten Trägern finanziert. Dadurch verspricht sich Institutsleiter Bernhard Fleischer bessere Chancen im wissenschaftlichen Wettbewerb. JR
von JESSICA RICCÒ
Gegen hochansteckende, lebensbedrohliche Krankheiten wie Ebola oder das SARS-Virus soll auf dem Gelände der Uniklinik Eppendorf ein neues Versorgungszentrum errichtet werden. Der Hamburger Senat unterstützt den Bau mit 2,6 Millionen Euro, weitere 1,3 Millionen steuern Niedersachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein bei.
Das Behandlungszentrum für hochkontagiöse Infektionen (BZHI) soll eine Station mit seperater Luftabsaugung bieten, um eine Ansteckung des Personals zu verhindern, sowie einen eigenen Dekontaminationsbereich. Abfälle und Abwasser verschwinden in gasdichten Druckbehältern, betreten kann man das Zentrum nur durch eine Schleuse. Spätestens 2009 ist die Eröffnung in Kooperation mit dem Bernhard-Nocht-Institut geplant.
Der Arbeitsalltag im BZHI dürfte jedoch ein entspannter sein, denn ein Ernstfall ist statistisch sehr unwahrscheinlich. Seit 1974 sind dem Robert-Koch-Institut lediglich vier Fälle des Lassafiebers in Deutschland bekannt. Und von Ebolainfektionen außerhalb Afrikas weiß selbst die Weltgesundheitsorganisation WHO nur in Form von Laborunfällen zu berichten. Zwar gibt es andere Tropenkrankheiten wie das Gelbfieber oder Malaria, von Letzterer werden jährlich sogar 900 Fälle in Deutschland gemeldet. Die Übertragungswege dieser Tropenkrankheiten erfordern jedoch keine völlige Isolation der Patienten.
Das Bernhard-Nocht-Institut untersucht bereits jetzt tropenmedizinische Verdachtsfälle, eine Versorgungsstation gab es bisher jedoch nicht. Das Institut konnte sich mit der Entdeckung des SARS-Virus vor vier Jahren international einen Namen machen – seit Dezember 2003 sind aber auch davon keine Fälle mehr bekannt geworden.
Ähnliche Zentren wie das BZHI gibt es bereits in Frankfurt, Berlin, München und Leipzig. Zudem hat das UKE die Möglichkeit, Patienten in mobilen Isolierzelten unterzubringen. Wozu also eine weitere Hochsicherheitsstation in Hamburg? „Verdachtsanrufe auf lebensbedrohliche Infektionskrankheiten gehen durchaus wöchentlich bei der Notfallhotline des UKE ein“, erklärt Bernhard Fleischer, Direktor des Bernhard-Nocht-Instituts. Dort würde dann erst ein Plausibilitätstest gemacht. In anderen Worten: Wenn sich bereits am Telefon rausstellt, dass ein Patient gar nicht kürzlich in einem Risikogebiet war und dort Mäusekot aß, handelt es sich eher um einen Hypochonder mit Grippe als um das Lassafieber. Bisher werden jährlich nur etwa drei ernsthafte Risikofälle vom Bernhard-Nocht-Institut untersucht, bestätigt hat sich der Verdacht auf eine lebensbedrohliche Krankheit jedoch nie.
Da das BZHI voraussichtlich nicht regelmäßig gebraucht wird, soll speziell ausgebildetes Personal nur im Ernstfall vom UKE ausgeliehen werden – ansonsten stehen die drei isolierten Doppelzimmer leer. Auch die sind ein Paradox: Obwohl die potenziellen Patienten von ihrer Umwelt abgeschirmt werden sollten, haben sie gute Chancen, ihr Zimmer mit einem Bettnachbarn zu teilen.
Gerade die Viren der hämorrhagischen Fieber wie Ebola, das Marburg-Fieber oder das Krim-Kongo-Fieber sind jedoch oft untereinander verwandt – gesetzt also dem Fall, dass zwei Urlauber aus demselben Gebiet mit ähnlichen Symptomen in Quarantäne kommen, bedeutet dies noch kein Übereinstimmung ihrer Diagnose.
Auf der Infektionsstation der Berliner Charité gibt es sogar zwanzig Betten für hochansteckende Patienten, in der Regel werden die Zimmer jedoch anders genutzt. Dort liegen Patienten mit extrem geschwächtem Immunsystem und schützen sich so vor der Ansteckung mit zusätzlichen Viren.