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Archiv-Artikel

Die Unerschrockene

Sie ist die neue starke Frau an der Seite des CSU-Chefs – und Erwin Huber weiß auch ganz genau um die Symbolik. „Dieses Foto ist ein Unikat“, erklärte er am Dienstag mit strahlender Miene, als er mit Christine Haderthauer im Bayerischen Landtag Modell stand.

Die Landtagsabgeordnete aus Neuburg an der Donau ist Hubers Generalsekretärin – und hat sich damit gegen die Bundestagsabgeordneten Ilse Aigner und Georg Fahrenschon durchgesetzt. Und das, obwohl Haderthauer erst seit 2003 im Landtag sitzt. Und in Berlin hat die gebürtige Norddeutsche, die seit 1985 in der CSU ist, auch noch niemand gesehen.

„Ich bin ein unerschrockener Typ“, sagt sie über sich, aber selbst in Bayern ist Haderthauer nahezu unbekannt. Ein paar Mal hat sie im Plenum geredet, zur Genehmigung eines Reitstalles und den Vorzügen von Hackschnitzelstreu auf Waldwegen. Bekannt ist, dass die 44-Jährige neben solcher politischer Arbeit in ihrem Landkreis auch noch eine eigene Kanzlei für Arbeitsrecht führt. Sie hat einen Mann und zwei erwachsene Kinder. Bereits mit 23 Jahren hatte die Katholikin geheiratet und bald darauf Nachwuchs bekommen. Alt geworden ist Haderthauer trotz der Doppelbelastung aus Jurastudium, Anwaltstätigkeit und Familie offensichtlich nicht: Im Donaukurier konnte man jüngst eine Lobeshymne lesen über ihren aparten Tanzstil, den sie auf Bällen mit ihrem Mann pflegt und der alle anderen Herren verschrecke.

Und auch ihre eigene Partei hat sie bei ihren raren parlamentarischen Auftritten schon manchmal verstört. Denn neben den Pferdeställen, die sie im Rahmen ihrer Mitgliedschaft im Petitionsausschuss zu bearbeiten hatte, sind vor allem Frau und Familie ihr Lieblingsthema – und dabei hat sie aus CSU-Sicht durchaus eine progressive Haltung. Gegen das „Dogma der Komplettverfügbarkeit für die Arbeit“ und das „Dogma der Alleinzuständigkeit der Frau in Familienfragen“ wetterte sie in einer ihrer seltenen Landtagsauftritte. Und in einem Aufsatz „Ohne Kinder keine Zukunft“ hat sie sich vehement für eine „Vermännlichung“ der Kindererziehung eingesetzt. „Kindererziehung erfährt erst dann die vermisste Anerkennung, wenn auch die männliche Hälfte der Bevölkerung sich daran beteiligt.“

Sollte Haderthauer diese Positionen auch in den kommenden Wahlkämpfen beziehen, dann bekommen Rot und Grün in Bayern ein noch größeres Problem. Vor allem das rückständige Familienbild ist Hauptangriffspunkt der Opposition. Der neue Parteichef Erwin Huber ist sich dessen voll bewusst. „Diese Frau ist ein deutliches Zeichen für den Erfolg von Frauen in Bayern“, meinte er gestern. MAX HÄGLER