kabinenpredigt : Integration ist auf dem Platz
„Der Sport ist das Beste, was Deutschland zu bieten hat“, stellte Thomas Bach vor geraumer Zeit einmal fest. Er gehöre ins Grundgesetz verankert, meinte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds. Dabei hob er vor allem dessen gesellschaftliche Integrationskraft hervor.
Integration, das ist ein uneingeschränkt positiv besetzter Begriff, mit dem man in jeder Debatte punkten kann. Schon deshalb würden die Sportfunktionäre wahrscheinlich am liebsten die Duden-Redakteure dazu verpflichten, die Wörter Sport und Integration im Synonymwörterbuch zusammenzuführen.
Dass Sport die Menschen aber nicht per se zusammenschweißt, davon zeugen Erlebnisberichte fremdländisch aussehender Menschen, die auf Fußballplätzen beschimpft und beleidigt werden. Die Betroffenen sprechen von schlimmer werdenden Zuständen, Politik- und Sportfunktionäre hingegen reden das Problem gern klein. Sie verschanzen sich hinter Statistiken und verweisen darauf, dass die gemeldeten Vorfälle nicht zugenommen hätten.
Insofern ist die Initiative von Berlins Integrationsbeauftragten Günter Piening nur zu begrüßen. Er hat angekündigt, Berliner Fußballteams wie Yesilyurt oder Türkiyemspor bei Spielen in die brandenburgische Provinz zu begleiten, weil dort eine besonders fremdenfeindliche Stimmung herrschen soll. Er wolle sich ein eigenes Bild von der Situation machen und ein Zeichen setzen, dass man die diskriminierten Sportler nicht allein lasse.
Diese wird aber Pienings Engagement kaum beruhigen. Integrationsbeauftragte sind bislang bekannt für ihre klaren Worte, jedoch auch für ihren geringen politischen Handlungsspielraum. Man wird nächsten Sommer bei Piening nachbohren müssen, welche Erkenntnisse er bei seinen Stadionbesuchen gewonnen hat und welche politischen Konsequenzen daraus gezogen werden.
Wenn nicht auch gehandelt wird, dann wird Pienings Initiative nur als nette hilflose Geste in Erinnerung bleiben. Zumindest hat er aber auf einen oft geflissentlich verschwiegenen Umstand aufmerksam gemacht: Sport bildet nicht nur Gemeinschaften, sondern auch identitätsstiftende Gegengemeinschaften. JOHANNES KOPP