: Finanzexperten fordern neue Ökosteuern
Umweltabgaben sollen Ressourcenverbrauch stoppen. Noch fließen in die Produktion eines Autos 40.000 Liter Wasser
MÜNCHEN taz ■ In etwa fünf Jahren wird es einen weltweit funktionierenden Handel mit Emissionsrechten geben, prophezeite die Direktorin der Europäischen Umweltagentur (EEA), Jacqueline McGlade, auf der 8. Weltumweltsteuerkonferenz. Bis Samstag haben 300 Experten aus 49 Ländern drei Tage lang in München getagt, um die Verbindung zwischen Umweltschutz und Finanzwirtschaft zu diskutieren. Ausrichter waren der Förderverein Ökologische Steuerreform (FÖS) und die Universität Regensburg, Sponsoren waren unter anderem das Bundesumweltministerium und die UN, aber auch der Rotary Club und die Deutsche Bank.
Die meisten Experten waren sich darin einig, dass Umweltschutz vor allem durch marktwirtschaftliche Instrumente vorangetrieben werden müsse. Ökosteuern und Emissionshandel seien beim „dringlichsten Umweltproblem“, dem Kampf gegen den Klimawandel, die „mächtigsten Werkzeuge“ – so heißt es in einer gemeinsamen Resolution.
EEA-Chefin McGlade wies jedoch darauf hin, dass es bei der Besteuerung der natürlichen Ressourcen – der in der Theorie effektivsten Steuermethode – derzeit an Wissen mangele. Wie viel Wasser und Energie wird in Fabriken benötigt? In den meisten Fällen ist das noch unklar. Liegen allerdings Ergebnisse vor, so überraschten sie: 40.000 Liter Wasser sind notwendig, um ein Auto zu bauen. Solche Daten müssten in den nächsten Jahren erst mal gesammelt werden, forderte McGlade – „Dann ist der Moment für eine Steuerreform gekommen.“
Politiker aus FDP und Union äußerten sich am Wochenende anders. Angesichts der bald auf 1,50 Euro steigenden Benzinpreise forderte FDP-Parteivize Rainer Brüderle die Rücknahme der Ökosteuer, die in Deutschland seit 1999 gilt. Und Schleswig-Holsteins CDU-Vize Rasmus Vöge sagte: „Um die Mobilität der Bürger aufrechtzuerhalten, ist preiswertes Benzin unerlässlich. Die Steuern auf Kraftstoff müssen daher sinken, eine Abschaffung der Ökosteuer wäre sicher das Beste.“ MAX HÄGLER