: Ein ganz anderes Format
Sendersuchlauf (13): Delta Radio „klingt anders“ – bis die Musikrotation nach kurzer Zeit wieder von vorne beginnt
„Hi, ich bin Philipp“, grüßt der Nachrichtensprecher. „Die wichtigste News des Tages hörst du gleich im Top-Thema“ – hier wird ganz doll auf Jugendlich gemacht. Wo andere Nachrichtenredaktionen das Wort „zunächst“ oder „vorläufig“ benutzen, sagt man bei Delta Radio „erst mal“: „Die Soldaten sollen erst mal in Afghanistan bleiben.“ Und wenn Neuigkeiten zum anstehenden Rauchverbot zu vermelden sind, wird in den News von „Fluppen“ und „schmöken“ gesprochen. Seriös ist was anderes.
Die Moderatoren stellen sich mit ihren Spitznamen vor („Moin, hier is’ Melle“) und versprechen dem Hörer: „Wir spielen nur deine Mucke.“ Diesen Anschein will der Sender auch mit der täglichen Sendung „Wünsch Dir was!“ erwecken. Auffälligerweise werden nur Songs gewünscht, die nahtlos ins rocklastige Mainstream-Programm passen. Abends wird der Betrieb komplett automatisiert. Von vorher aufgenommenen Moderationen über aufgezeichnete Nachrichten bis zu dem aus Sprachbausteinen zusammengesetzten Verkehrsservice.
Erwähnenswert ist die Sendung „Club van Cleef“, die aber nach einem knappen Dreivierteljahr schon wieder das Zeitliche segnete. Moderiert und gestaltet von Mitgliedern des Hamburger Plattenlabels „Grand Hotel van Cleef“, das Bands wie Kettcar und Tomte unter Vertrag hat, wurde Musik gespielt, die bis dahin im Kommerzradio nicht zu hören war. Lobend hervorzuheben ist in diesem Rahmen auch die nach wie vor bestehende Unterstützung eines Netzwerks für Newcomerbands. Wöchentlich bekommt eine bis dato unbekannte Band die Chance, sich im Radio zu präsentieren.
Bis Ende 2001 machte der Sender mit dem Slogan „Der beste Rock-Pop von heute“ auf sich aufmerksam. Inzwischen heißt es „Delta Radio – Klingt anders“. Als Besucher im schleswig-holsteinischen Sendegebiet hat man zunächst auch den Eindruck, dass dem tatsächlich so sei. Nach nur wenigen Tagen fällt allerdings auf, dass auch Delta Radio wie eigentlich alle Formatradios sein Musikprogramm aus schätzungsweise 60 verschiedenen Stücken zusammenbaut. Und spätestens wenn man es nicht mehr erträgt, alle drei Minuten per Jingle daran erinnert zu werden, dass Delta Radio anders klingt, muss man abschalten. KARSTEN HÖHNKE
Im „Sendersuchlauf“ hören wir uns durchs Radio. Nicht nur durch das nationale, sondern auch durch das regionale. Im Internet: www.deltaradio.de