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Archiv-Artikel

Schleswig-Holstein vorerst hochwasserfest

Nach sieben Jahren Bauzeit ist die größte Deichbaustelle an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste fertiggestellt. Experten rechnen mit mehr Sturmfluten und überdurchschnittlichem Anstieg des Meeresspiegels

Schleswig-Holsteins Nordseeküste ist für den Winter gerüstet: Nach siebenjähriger Bauzeit wurden gestern die Arbeiten auf der größten Deichbaustelle des Landes in Neufeld (Kreis Dithmarschen) beendet. Die Arbeiten rund um das 670-Einwohner-Dorf gestalteten sich kompliziert, denn auf dem vorhandenen Deich standen Häuser, die erhalten werden mussten.

Hier, am Übergang von der Elbe zur Nordsee im äußersten Südwesten des Bundeslandes, gibt es keine zweite Deichlinie. Rund 14.000 Hektar Land wären hier bei einer Überflutung des Küstenabschnitts Neufeld gefährdet. Für den Schutz der hier lebenden 25.000 Menschen wurden rund 1,1 Millionen Kubikmeter Boden bewegt.

In Schleswig-Holstein liegt kein Ort mehr als 60 Kilometer von der Küste entfernt. Die gesamten Küsten von Nord- und Ostsee sind knapp 1.200 Kilometer lang: 553 Kilometer an der West- und 637 Kilometer an der Ostküste. Bei extremem Hochwasser können rund 3.700 Quadratkilometer überflutet werden – knapp ein Viertel des Landes; rund 345.000 Menschen leben und arbeiten in diesem Gebiet. Die Sachwerte werden auf gut 47 Milliarden Euro geschätzt.

Wegen der vorherrschenden Westwinde und der geringen Wassertiefe im Wattenmeer ist die Nordseeküste besonders hochwassergefährdet: Rund 3.400 Quadratkilometer Marschgebiete liegen weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel. An der Ostseeküste gelten nur knapp 320 Quadratkilometer als überflutungsgefährdet, dazu gehören aber Teile der dicht besiedelten Küstenstädte Flensburg, Eckernförde, Kiel und Lübeck.

Bislang gibt es für den norddeutschen Küstenraum nur wenige Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels. Es gilt aber als sicher, dass die Region stärker als bisher von Sturmfluten bedroht sein wird. Experten vermuten, dass der Anstieg in der Nordsee und in der südlichen Ostsee über dem mittleren globalen Wert liegen wird, weil die Meeresbecken hier so flach sind. DPA