: „Es sieht schön aus“
FUßBALL Werder fahndet jetzt bei seinen Gästen mit Spürhunden nach Pyrotechnik im Stadion
■ 48, ist Sozialwissenschaftler und Leiter des Fan-Projekts Bremen e. V.
taz: Ist Pyrotechnik im Weser-Stadion aus Ihrer Sicht derzeit ein ernsthaftes Problem, Herr Hafke?
Thomas Hafke: Was die Ostkurve betrifft überhaupt nicht. Dort werden so gut wie nie bengalische Feuer entzündet. Da ist die Bremer Fanszene in der Lage, sich selbst zu regulieren. Allerdings kommt es in der Westkurve bei den Gästefans immer wieder zu Pyrotechnikeinsätzen.
In der Szene ist immer wieder der Slogan zu hören: „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“. Aber kann man sich heute ein Leben mit legaler Pyrotechnik im Stadion noch vorstellen?
Da müsste natürlich genauer untersucht werden, ob überhaupt Möglichkeiten im neuen Stadion bestehen, bengalische Feuer kontrolliert einzusetzen. Allerdings kann dies nur der Verein selbst tun. Soweit ich das überblicken kann, gibt es bei Werder Bremen aber niemanden, der dafür wäre. Viele Ultras sind allerdings der Meinung, dass Pyrotechnik zum Fußball dazugehört. Es sieht schön aus und soll die Stimmung im Stadion ausdrücken.
Werder ergreift zum heutigen Bundesliga-Spiel gegen den 1. FC Köln neue Sicherheitsmaßnahmen gegen Pyrotechnik. Erstmals werden Spürhunde eingesetzt. Ist das aus Ihrer Sicht denn sinnvoll?
Ob das sinnvoll ist, kann ich nicht beantworten. In der Ostkurve wäre es das nicht. Aber wie Werder ja bereits mitgeteilt hat, wird es nur in der Westkurve, wo auch die Bengalos gezündet werden, zu Einsätzen von Spürhunden kommen. Und wenn man unbedingt verhindern will, dass dort Bengalos gezündet werden, muss man diese Maßnahme vielleicht ausprobieren. Aber sie bleibt unschön. Ich würde mir wünschen, dass so etwas nicht nötig ist.
Werden Fans durch solche Maßnahmen kriminalisiert?
Wenn bei den auswärtigen Fans Bengalos gefunden werden, kommt es darauf an, ob Anzeige erstattet wird. Interview: Jan Zier
15.30 Uhr, Weserstadion