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Archiv-Artikel

ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI Tiere, Tote, Sensationen

Irgendwer beim NDR hat wohl entschieden, dass Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) für die Tierfälle beim „Tatort“ zuständig ist. Zuletzt die bizarre Geschichte mit der Tierärztin, davor der Plot um Jagdgesellschaft und Tierschützer und nun geht’s in „Borowski und der coole Hund“ (Regie: Christian Alvart, Buch: Michael Proehl) auch noch um Tollwut.

Die fiese Krankheit hat jedoch nur einen Zweck: Der zottelige Köter, der sie überträgt, ist der Link zwischen der einen Hälfte des Falls in Schweden und der anderen in Kiel, seinetwegen kommt Borowskis alter Freund Stefan Enberg (Magnus Krepper) nach Deutschland. Natürlich über die Öresundbrücke, die wahrscheinlich per Vertrag ins Bild musste: Es ist der zweite „Tatort“ nach einer Vorlage des Schweden Henning Mankell.

Und endlich mal wieder eine total überdrehte Eifersuchtsgeschichte: Die ephemere Blondine mit dem vielsagenden Namen Ina Santamaria (Mavie Hörbiger) ist der Hit in Dating-Chatrooms, doch die Herren um sie herum werden hübsch blutig aufgespießt. Auch Borowski, unrasiert und zahnschmerzgeplagt, ist bei der Aufklärung ganz beduselt von ihrem Charme: herrlich, wie geistesabwesend Milberg tut. Und mit dem süffisanten „Ich fahr schon mal den Wagen vor“ hat selbst Sibel Kekilli als Assistentin Sarah Brandt einen guten Moment.

Täterkandidaten gibt es jede Menge, die Lage ist hervorragend undurchsichtig, vielleicht steckt auch die durchtriebene Santamaria mit dahinter. Dummerweise wird die Auflösung auf den letzten Filmmetern dann verdammt fix durchgehuscht – fast, als solle man übersehen, wie hanebüchen das Mordmotiv selbst für den irrsten Täter ist. Immerhin gibt es schon einen Cliffhanger für die nächste Folge: Sarah Brandt hat offensichtlich ein ernstes medizinisches Problem. Aber das reicht sicher nicht, um die Diskussion um Kekillis mäßiges schauspielerisches Können zu beenden.

Kiel-„Tatort“: „Borowski und der coole Hund“; So., 20.15 Uhr, ARD