Wirbel um schulgenaue Daten

In ärmeren Stadtteilen verlassen bis zu 40 Prozent die Schule ohne Abschluss, das hat eine SPD-Anfrage an den Senat ergeben. Ein daraus abgeleitetes Schulranking des „Hamburger Abendblatts“ sorgt für Kritik

Rund zwölf Prozent der Hamburger Schüler verlassen seit Jahren ihre Schulen ohne Abschluss. In so genannt sozial schwächeren Stadtteilen indes liegt dieser Anteil wesentlich höher, wie jetzt der Senat auf Anfrage der SPD offen legte. Demnach erlangten in Altona-Altstadt 40,4 Prozent des Schulabgängerjahrs 2006 nicht mal den Hauptschulabschluss. Ähnlich dramatisch ist die Lage in Barmbek-Süd (37,77 Prozent), St. Pauli (34,28 Prozent), Hamm-Mitte (32,92 Prozent), Billstedt (32,72 Prozent) und auf der Veddel (30,43 Prozent).

„Der CDU-Senat hat hier nichts unternommen. Die Zahlen sind verheerend“, sagt Britta Ernst. Erschreckend findet die SPD-Schulpolitikerin, dass sich der Anteil der Schüler ohne deutschen Pass seit 2001 sogar noch gesteigert hat: von 28,6 Prozent im Jahr 2001 auf mittlerweile 33,13 Prozent. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund insgesamt dürfte noch höher sein, da der Senat hierüber keine Angaben machen konnte.

Ginge es nach der SPD, würde es bereits seit 2002 eine regelmäßige Bildungsberichterstattung über Stadtteile und gezielte Maßnahmen geben. „In den betroffenen Vierteln müssen vorrangig Ganztagsschulen errichtet werden“, fordert Ernst. Stattdessen habe der Senat die Ganztagsmittel in die Gymnasien investiert. Erhalten hat die SPD die nun vorliegenden Daten nach zwei erfolglosen Kleinen Anfragen erst auf eine dritte, so genannt Große Anfrage hin. Neben den Zahlen aus den Stadtteilen wurden darin auch die jeder einzelnen Schule abgefragt.

Manche Lokalmedien leiteten daraus ein Schulranking mit je zehn Tops und zehn Flops aller Schulformen ab. So galten im Hamburger Abendblatt Christianeum und Johanneum als die „erfolgreichsten Gymnasien in puncto Abschluss“ – mit „je 100 Prozent Abiturquote“. Unter den zehn „Flops“ wurden Schulen wie das Margaretha-Gymnasium in Barmbek aufgeführt, wo im vergangenen Jahr 76,2 Prozent des Jahrgangsdas Abitur erlangt hätten. Unerwähnt blieb aber, dass die übrigen Schüler Fachhochschulreife und Realschulabschluss erlangten.

„So ein Schulranking ist richtig falsch, weil es keine Bezugsgrößen enthält“, moniert denn auch die GAL-Schulpolitikerin Christa Goetsch. Es fehle die Zahl der „Rückläufer“, die seit Klasse fünf die Gymnasien verlassen müssten. Derlei trage „nur zum Unfrieden bei und nicht zur Motivation einer Schulentwicklung“, sagt Goetsch. Britta Ernst dagegen ist „nicht ängstlich, was die Veröffentlichung von schulbezogenen Daten betrifft“. Ihr gehe es aber um die ungleiche Verteilung der Erfolgsquoten auf die Stadtteile. KAIJA KUTTER