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Archiv-Artikel

Skymaster droht Absturz

Findet sich kein Käufer für die Firma SM-Electronic, will der französische Thomson-Konzern den Vertrieb für TV-Zubehör in Stapelfeld schließen. 220 Beschäftigte würden ihre Jobs verlieren

VON GERNOT KNÖDLER

220 Arbeitsplätze am Rande Hamburgs drohen einem Umbau des Thomson-Konzerns zum Opfer zu fallen. Das ehemalige französische Staatsunternehmen sucht nach eigenen Angaben einen Käufer für die Stapelfelder Firma SM-Electronic, die die Marke „Skymaster“ vertreibt. Scheitert die Suche, soll SM-Electronic geschlossen werden. Die möglichen Kosten hat Thomson bereits kalkuliert.

Ein Produkt der Marke Skymaster hat manch einer zu Hause stehen. Unter diesem Namen vermarktet SM-Electronic Produkte rund um die Unterhaltungselektronik: Satelliten- und DVBT-Empfänger, Satelliten-Schüsseln sowie Zubehör für Computer, Stereo- und Telefonanlagen – vom Stecker bis zum Kopfhörer. Nach Auskunft des Betriebsrats wird SM-Electronic aus Ostasien beliefert. In Stapelfeld werden die Sachen für den Endverbraucher verpackt und über große Ketten weiterverkauft: Supermärkte, Baumärkte, Elektronik-Märkte.

Im Sommer 2005 war die Firma vom Thomson-Konzern mit Hauptsitz in Paris übernommen worden. Ein halbes Jahr darauf änderte der Konzern seine Politik. „Wir haben vor anderthalb Jahren angekündigt, dass wir unsere Audio-Video-Sparte verkaufen wollen“, sagte Martine Esquirou von Thomson der taz.

Vor zwei Wochen konnte der Konzern einen Teilerfolg melden: Die Unterhaltungselektronik-Sparte außerhalb Europas werde an das US-Unternehmen Audiovox verkauft. In Europa werde der Konzern damit fortfahren die entsprechenden Tochterfirmen zu schließen. Davon ausgenommen sei lediglich das Geschäft mit der Marke Skymaster. Hierfür gebe es mehrere Interessenten, mit denen verhandelt werde.

Inzwischen ist die Chance, einen Retter für SM-Electronic zu finden stark geschrumpft. „Wir verhandeln noch mit einem möglichen Käufer“, versicherte Thomson-Sprecherin Esquirou gestern. Dem Betriebsrat wurde die Sache zu brenzlig. Er wandte sich an die Öffentlichkeit. „Fakt ist, dass man uns angekündigt hat, dass SM-Electronic geschlossen werden soll“, sagte Betriebsrat Hanno Debler. „Wir hoffen immer noch, aber leider haben wir bisher keine positiven Rückmeldungen bekommen“, sagte er.

Warum seine Firma möglicherweise geschlossen werden soll, ist Debler unklar. „Wir müssten selber gerne mehr“, sagte er, zum Beispiel über die Ertragslage. „Wir haben gut zu tun“, findet Debler. Der Kundenkreis des Unternehmens sei groß. Trotzdem mache der Betrieb Verluste, behauptete Esquirou.

Dem Mittelstand in Schleswig-Holstein drohe mit der möglichen Schließung „ein schwerer Schlag“, warnte der Betriebsrat. Die Parallelen mit der Schließung des Motorola-Werks in Flensburg seien „sehr offensichtlich“. Dort werden 700 Arbeitsplätze abgezogen.

Thomson hat zwar hiermit nichts zu tun, wohl aber mit Entlassungen im Deutschland der 80er Jahre, worauf der Betriebsrat ebenfalls hinweist. Damals hatte Thomson herabgewirtschaftete deutsche Elektronikfirmen gekauft, unter anderem Nordmende in Bremen. Als die Franzosen die schwierigen Töchter wieder aufgaben, wurden Tausende entlassen.

Die Abwicklung der Sparte Unterhaltungselektronik in Europa wird den Konzern nach eigener Schätzung 30 Millionen Euro Bargeld kosten. Dazu kommen hohe Abschreibungen.

Der Konzern nimmt diese Kosten auf sich, weil er plant, sich künftig auf Geschäftskunden zu konzentrieren. Er will sein Geld mit Videotechnologie und den passenden System- und Netzwerkdiensten verdienen. Zu den Kunden gehören Fernsehsender, Unternehmen aus der Medien- und Unterhaltungsindustrie, aber auch Konzerne wie Wal-Mart, die für sich werben wollen. Mit diesen drei Hauptgeschäftsfeldern machte Thomson im vergangenen Jahr einen Umsatz von 5,75 Milliarden Euro.