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Archiv-Artikel

Auferstanden aus allen Ränken

Morgen erlebt das „Concordia“ mit „Dampf“ seine erste Premiere nach dem Abzug des Bremer Theaters

Acht Menschen rennen durcheinander, über ihnen, auf baumelnden Monitoren, läuft ein einstündiger Countdown - in Tausendstel Sekunden. Das ist „Dampf“. Ein Projekt des „Tanzwerks“, die erste im neuen „Concordia“ erarbeitete Produktion. Direkt zuvor hat das „Theaterlabor“ geprobt. Niemand war für den Umzug in die alte Raumbühne derart prädestiniert, schließlich benennt es sich nach George Taboris legendärer, in den 70ern hier beheimateten Truppe.

Zwischen dem „Salon des Herrn“, der einen immer wieder dadurch enttäuscht, dass es hier um Haare statt den Allerhöchsten geht, und den gewaltsamen Aufweitungsarbeiten am Eisenbahn-Tunnel trotzt die ehemalige Spielstätte des Bremer Theaters also allen kulturpolitischen Ränken. Ex-Senator Kastendiek hatten dem neuen Intendanten schon im ersten Bewerbungsgespräch klar gemacht, dass das Haus nicht mehr zur Verfügung stehe. Insofern kann es als Glück gelten, dass das Theater immerhin die gesamte Beleuchtung im Bühnenraum ließ. Die war schon abmontiert und stand zum Abtransport bereit, als Renate Heitmann von der Shakespeare Company mit ihrer Idee ins Sommerloch platzte: Das „Concordia“ muss in einer Gemeinschaftsanstrengung erhalten bleiben.

Und zwar weitgehend unverändert. Über den Sicherungen hängt noch die Umbau-Zeichnung vom 20.7.72, auch das kleine Messingschild am Eingang haben die neuen Mieter sicherheitshalber dran gelassen: „Die Theaterleitung übernimmt keine Haftung für abhanden gekommene Geldbeträge.“ Heitmann versucht, das Fundraising mit einer Art ganz großem Einmaleins voranzubringen: 111 „Freunde“ sollen jeweils 111 Euro aufbringen. 85 Freunde gibt es schon.

Mit 2.250 Euro Kaltmiete konnten die neuen Betreiber das Haus etwas billiger mieten als zuvor das Bremer Theater. Bis kommenden Mai ist es mit „Theaterlabor“ und „Zirkus Quantenschaum“ gefüllt, dann muss das Vermietungsgeschäft laufen. Schöner gesagt: die kostenpflichtige Mitnutzung seitens all der anderen „Concordia“-Unterstützer wie „Lagerhaus“, steptext und Böll-Stiftung. Das Theater Bremen hat für die nächsten zwei Jahre noch keine diesbezüglichen Planungen.

Henning Bleyl

„Dampf“-Premiere: Morgen um 20 Uhr