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Archiv-Artikel

Wider die spirituelle Heimatlosigkeit

Der internationale Kongress „Gebet 2007“ befasst sich an diesem Wochenende mit der Bedeutung des Gebets für den modernen Menschen: Interdisziplinär, religionsübergreifend und ganzheitlich im Kontext von Glaube und Wissenschaft

Wo beginnt das Gebet für den modernen Menschen? Im stillen Zwiegespräch mit sich selbst? In der buddhistischen Meditation? Warum beten selbst Menschen, die nicht an Gott glauben, und was sagt die Wissenschaft? Der internationale Kongress „Gebet 2007“ an der Universität Hamburg versucht an diesem Wochenende Antworten auf diese Fragen zu finden. „Es geht darum, Wissen aus spirituellen Traditionen und Philosophien zu vermitteln und für den Menschen in seiner Alltagswelt erfahrbar zu machen“, sagt Lelani Dias. Sie ist Projektleiterin des Vereins Ethik im Alltag, der in Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Zentrum für Weltreligionen im Dialog als Veranstalter auftritt.

Mehr als 30 Vorträge, Workshops und Kulturveranstaltungen werden im Rahmen des Kongresses von Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen, Wissenschaftlern sowie Künstlern und Therapeuten angeboten. Auch die Wirtschaft präsentiert sich. Karsten Behrend ist Theologe und Personalleiter der Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (BDK). „Personalpolitik neu gedacht – christliche Werte in der Wirtschaft“ lautet der Titel seines Vortrages am Samstagnachmittag. Er blickt auf insgesamt 20 Jahre Erfahrung im Personalmanagement großer Firmen zurück. „Acht Jahre davon habe ich Sozialpläne ratifiziert und Personalabbau betrieben“, sagt er. Er hätte darauf geachtet, dass die Menschen heil blieben und auch die, die weiter arbeiteten, keinen Schaden genommen hätten. Er empfiehlt zu schauen, wo ein Mensch hinpasst. „Aber mit Nächstenliebe tut sich die Wirtschaft schwer“, sagt er.

Veranstalterin Lelani Dias betont, dass trotz der Vielseitigkeit des Angebots und der verschiedenen beteiligten Religionen kein Mischmasch von Glaubensrichtungen, kein spiritueller Supermarkt entstehen soll. „Wir leben in einer Zeit starker Individualisierung und damit auch zunehmend einer mündigen Spiritualität“, sagt sie. Die Menschen würden nicht mehr in eine Religion hineingeboren, sondern suchten sich selbst ihren Glauben. Dabei wolle sie helfen.

„Gebet muss nicht heißen, dass ich die Hände falte oder auf die Knie falle“, sagt Lelani Dias, „aber wie es aussehen kann, wollen wir herausfinden.“ JAN WEHBERG

Die Eröffnungsfeier beginnt heute um 19 Uhr in der Kirche St. Johannis-Harvestehude. Der Kongress startet am Samstag um 10 Uhr mit einem Vortrag von Hans-Peter Dürr, Träger des Alternativen Nobelpreises.