: Gemeinschaft statt Gießkanne
Seit Freitag bereiten die norddeutschen Wissenschaftsminister die Exzellenzinitiative 2011 vor
Es klang richtig gemütlich. „Wir senden hier Signale der Gemeinschaftlichkeit aus, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären“, verkündete der Hamburger Wissenschaftssenator Jörg Dräger am Ende der Norddeutschen Wissenschaftsministerkonferenz im Bremer Rathaus.
Die neue Harmonie unter den Forschungspolitikern der fünf Nord-Länder erklärt der parteilose Dräger so: Im Wettbewerb um Forschungsförderung aus Brüssel und Berlin haben es die vergleichsweise wenigen Nord-Universitäten schwer, gegenüber den starken süddeutschen Forschungsregionen die „kritische Masse“ zu erreichen. „Und die erreichen wir nicht mit der Gießkanne“, so Dräger. Also beauftragte die Ministerrunde die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen (WKN) mit einer „Strukturanalyse“. Das noch 2008 erwartete Gutachten soll Klarheit darüber bringen, welche norddeutschen Forschungseinrichtungen mit „Anschubfinanzierungen“ bedacht werden sollen, um für die dritte und letzte Runde des Exzellenz-Wettbewerbs im Jahr 2011 fit gemacht zu werden.
Bei der WKN handelt es sich um einen Beraterstab der Landesregierung in Hannover, der ausschließlich aus nicht-niedersächsischen WissenschaftlerInnen besteht. Ihnen wurde die Vorgabe gemacht, nur Empfehlungen in den Bereichen Agrar-, Medizin- und Werkstoffforschung sowie Sozialwissenschaften auszusprechen. „Wir wollen ja auch bald Ergebnisse haben“, begründete Bremens Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) die Einschränkung.
Die Fokussierung im Medizin-Bereich soll offenbar auch die Aussichten von Göttingen und Hannover bei der anstehenden Ausschreibung eines Forschungszentrums für Demenz durch das Bundesforschungsministerium verbessern. „Es ist kein Naturgesetz, dass solche Zentren immer in den Süden oder in den Westen gehen“, sagte der Staatssekretär im niedersächsischen Wissenschaftsministerium Josef Lange.
In einer konzertierten Aktion wollen die Länder beim Bund darauf drängen, dass dieser dem „Norddeutschen Verbund für Höchstleistungsrechner“ einen neuen „Gigarechner“ bezahlt. Zudem soll Berlin den Nord-Ländern ein neues Schiff zur Meeres- und Klimaforschung finanzieren. CHRISTIAN JAKOB