: Der Rotlicht-Präsident
Die Kritiker sind sich einig: Nein, man habe an der Amtsführung von Christian Grahl, dem Präsidenten der Zentralen Polizeidirektion (ZDP) in Hannover, nichts auszusetzen. Er sei nun einmal ausführender Arm von Innenminister Schünemann. Sein Amt behalten könne er aber nicht. Nicht nachdem er im August das „Sansibar“ in Hannovers Rotlichtviertel besucht hatte, dessen Mitgesellschafter damals noch Frank Hanebuth, Chef der Hells Angels Hannover, war.
Grahl benutzte zu allem Überfluss den Dienstwagen. Seine Begleiter, Teilnehmer der Polizeimeisterschaften Leichtathletik, fuhren im Shuttlebus vor. Unglücklich auch seine Begründung, gegen halb zwei habe kein anderes Lokal mehr geöffnet gehabt. Unglücklich auch, dass Hannovers früherer Polizeipräsident seinen Beamten vom Besuch des Viertels abriet.
Nun fordern SPD und Grüne Grahls Versetzung und der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei verlangt eine innerdienstliche Untersuchung. Ein Personalgespräch reiche da nicht aus. Das hat Grahl unlängst mit seinem Vorgesetzten und Förderer Uwe Schünemann (CDU) geführt, der den 55-Jährigen vor zwei Jahren auf den Posten des Polizeipräsidenten beordert hatte. Zuvor hatte der Jurist Grahl, der sieben Jahre lang Kanzler der Uni Hildesheim war, das Ministerbüro sowie ein Referat des Innenministeriums geleitet. Außerdem war er Vorsitzender der Härtefallkommission – in einem Bundesland, dessen Abschiebepolitik oft kritisiert worden ist. Nun ließ der Minister wissen, er teile die Selbsteinschätzung Grahls. Der hatte eingeräumt, seiner „Vorbildfunktion nicht gerecht“ geworden zu sein, nun sei die Sache erledigt. Zurückhaltender klingt das Ministerium: „im Augenblick“ kein neuer Sachstand. GRÄ