: Preis für rassistische und frauenfeindliche Ideologie
ANTIFEMINISMUS AktivistInnen kritisieren auf einer Demo die „Bibliothek des Konservatismus“
Mittwochnachmittag, Ecke Hardenbergstraße/Fasanenstraße. Eine Handvoll AktivistInnen skandiert mit Transparenten im Sonnenschein nahe der TU. Einige von ihnen tragen Perücken und Kleider, manche haben lackierte Fingernägel. Sie gehören der queerfeministischen Initiative Trouble Everyday Collective an, die Mittwoch gegen den Antifeminismus und Rassismus der „Bibliothek des Konservatismus“ protestiert.
Die schon länger in der Kritik stehende Privatbibliothek in Charlottenburg bietet laut ihrem Selbstverständnis „einen in Europa einzigartigen Bestand an Literatur aus allen Bereichen konservativen Denkens und Schaffens“. Tatsächlich aber, so antifaschistische Initiativen, sei diese politisch der Neuen Rechten, dem (Rechts-)Konservatismus und der christlich-fundamentalistischen „Lebensschutz“-Bewegung zuzuordnen. Mit der Bibliothek habe sich die heterogene Strömung einen gemeinsamen „intellektuellen“ Knotenpunkt geschaffen. Dort werde ein rassistisches und sexistisches Menschenbild vertreten. Nicht nur Bücher mit frauenfeindlichen, reaktionären und geschichtsrevisionistischen Inhalten würden dort gesammelt und zur Verfügung gestellt. Auch mit Veranstaltungen zu Themen wie zum Beispiel dem Abtreibungsverbot werde versucht, die Inhalte in der Gesellschaft zu verbreiten.
Das Bündnis Trouble Everyday Collective, welches etwa zehn Mitglieder umfasst, protestiert insbesondere gegen den Versuch der Neuen Rechten, die menschenverachtende und frauenfeindlichen Ideologien in der bürgerlichen Mitte zu etablieren. „Wir setzen uns für wirkliche Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung von Frauen ein“, so die Pressesprecherin der Initiative, Jessika Schmitz. „Mit der Kundgebung wollen wir das Thema mehr in die Öffentlichkeit bringen, natürlich auch in Anbetracht der Pegida-Aufmärsche“, so die 28-Jährige.
Nach etwa einer Stunde endete die Kundgebung mit der Verleihung eines silbernen Pokals an die Bibliothek – dem Preis für „den langen Atem rassistischer und frauenfeindlicher Ideologien vom Mittelalter bis heute“, sagte Jessika. FANNY LÜSKOW