: Mahnwache für Nazi-Opfer
NAZITERROR Neue Ermittlungen auch zu ungeklärten Berliner Anschlägen
KENAN KOLAT, TÜRKISCHE GEMEINDE
Rund 80 Berliner haben am Sonntagabend mit einer Mahnwache vor dem Brandenburger Tor den Opfern der am Wochenende bekannt gewordenen Mordserie gedacht. Drei Thüringer Neonazis sollen von 2000 bis 2007 acht türkischstämmige und einen griechischen Gewerbetreibenden sowie eine Polizistin erschossen haben. Teilnehmer der Mahnwache trugen Schilder mit den Namen der Opfer.
Aufgerufen hatte die Türkische Gemeinde in Deutschland. Deren Vorsitzender Kenan Kolat verlangte eine „schnelle und lückenlose Aufklärung“ der Taten. „Gab es Ermittlungspannen? Hätten weitere Tote verhindert werden können?“ Kolat forderte, die Taten „ohne Strafmilderung, sondern mit aller Härte des Gesetzes“ zu ahnden und ein Verbot der NPD. Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir, SPD-Innensenator Ehrhart Körting und der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, verurteilten die Taten ebenfalls.
Laut Medienberichten werden auch zwei ungeklärte Taten in Berlin neu untersucht. Im Dezember 1998 zerstörte ein Sprengsatz das Grab des früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden, Heinz Galinski, auf dem jüdischen Friedhof Westend. Im März 2002 detonierte im Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs in Charlottenburg eine mit Sprengstoff gefüllte Stahlflasche. Ein Berliner Polizeisprecher sagte der taz, dass noch kein Amtshilfeersuchen des BKA eingegangen sei. Eine erneute Prüfung sei aber „nicht abwegig“.
Andere rechte Anschläge in den 90ern haben dagegen nichts mit der Nazi-Mordserie zu tun. 1997 wurden zwei Neonazis verhaftet, die ein Rohrbombenattentat auf einen PDS-Politiker planten. 1992 zerstörte ein Sprengstoffanschlag das Mahnmal für deportierte Juden an der Putzlitzbrücke. Die Täter, zwei Berliner Neonazis, hatten zuvor ein Sprengstoffattentat auf ein Weddinger Asylbewerberheim verübt. KO, AWI
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