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Archiv-Artikel

„Nicht nur schnacken, sondern auch was tun“

Der Kreis Dithmarschen hat in den vergangenen Jahren intensiv am Abbau der Bürokratie gearbeitet. Dafür gab es nun einen Wirtschaftspreis für Entbürokratisierung. Landrat Jörn Klimt hat sich in seiner Amtszeit um die Wirtschaft bemüht

Der Bankkaufmann und Jurist JÖRN KLIMANT, 49, ist parteiloser Landrat in Dithmarschen.

taz: Herr Klimant, offenbar ist es möglich Bürokratie unbürokratisch abzubauen…

Jörn Klimant: Wir haben seit 2002 massive Umstrukturierungen in der Verwaltung vorgenommen. Dabei haben wir etliche Prozesse umgestrickt und sind nicht einfach plakativ an Themen herangegangen.

Wie sieht das konkret aus?

Wir gucken uns zum Beispiel alle Zahlen genau an und und schauen, ob wir effektiv arbeiten. In Dithmarschen werden beispielsweise Bauanträge im Schnitt innerhalb von 24 Tagen bearbeitet. Und das bei einer Genehmigungsquote von fast 100 Prozent.

Sie genehmigen fast alles?

Ja, aber das liegt nicht daran, dass wir nicht kritisch sind. Wir haben aber schon vor der offiziellen Einreichung der Anträge eine offensive Beratung unserer Kunden. Dabei können wir dann schon alle Kinken beseitigen, so dass die Genehmigung schließlich nur noch Formsache ist.

Was können Sie noch besonders gut in Dithmarschen?

Wir sehen zu, dass wir binnen 15 Tagen unsere Rechnungen bezahlen. Das gehört zu unseren vertrauensbildenden Maßnahmen gegenüber der Wirtschaft. Wir versuchen also nicht, unser Schuldenmanagement über verspätete Zahlungen zu regulieren.

Das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit.

Außerdem versuchen wir möglichst viele Aufträge lokal zu vergeben. Dafür schreiben wir sie so aus, dass sie für die örtliche Wirtschaft interessant sind.

Ist das denn im Sinne des Erfinders?

Wir verlassen dabei natürlich nicht den rechtlichen Rahmen. Sollten wir die Lose zu groß gestalten, dann können sich nur die großen Player darum bewerben. Lokale Auftragnehmer bieten aber große Vorteile, da die Gewährleistung vor Ort wesentlich besser ist. Die Leute haben hier in der Region schließlich einen Ruf zu verlieren. Sollte ich jemanden haben, der in der hintersten Ecke von Mecklenburg-Vorpommern sitzt, kümmert der sich natürlich nicht so intensiv um das Problem wie ein Ortsansässiger.

Können andere Kreise von Dithmarschen lernen?

Ich denke, alle Kreise können voneinander lernen. Die Voraussetzungen sind bei uns aber schon sehr gut. Bei 137.000 Einwohnern ist es natürlich einfacher, Netzwerke aufzubauen und mit den Playern zu kommunizieren, als vielleicht im Kreis Pinneberg mit 300.000 Einwohnern. Wir sind ein Außenposten der Metropolregion Hamburg. Da müssen wir eben etwas pfiffiger sein als andere. Nicht nur schnacken, sondern auch was tun.INTERVIEW: JAN WEHBERG