LESERINNENBRIEFE :
Es gibt Gleichgesinnte
■ betr.: „Mein bisschen Frieden“, taz vom 10. 11. 11
In jedem Kindergarten, in jeder Schule gibt es die alles bastelnden und backenden Supermütter, die verächtlich die Augenbrauen hochziehen, wenn man es wagt zuzugeben, dass man sich lieber mal die Fingernägel feilt, als Schultüten zu basteln. Aber es gibt auch die Gleichgesinnten! Es gibt sie überall, man muss sie nur erkennen und durch unauffällige Codewörter dazu bringen, ihre Tarnung fallen zu lassen, um sich dann miteinander zu verbünden! Das kann sehr viel Spaß und wichtigen Austausch bringen!
BRITTA FLEGEL, Lüchow-Dannenberg
Toll und wichtig
■ betr.: „Mein bisschen Frieden“, taz vom 10. 11. 11
Ich finde es toll und wichtig, dass Sie einmal thematisieren, dass auch ein Mensch, der seine Kinder über alles liebt und für sie morden würde, ab und zu einfach mal nur in Ruhe für sich sein möchte. Erwachsene Dinge tun, erwachsene Bücher lesen, erwachsene Musik hören … Oder einfach nur eine Aktion, und sei sie noch so simpel, ununterbrochen ausführen! MELANIE URBSCHAT, Karlsruhe
Erfolgreich Laternen basteln
■ betr.: „Mein bisschen Frieden“, taz vom 10. 11. 11
Ihr Artikel hat mir beim Frühstück ein breites Grinsen beschert – danke! Zum Glück hat der Vater meiner Kinder in seinem „Erziehungsurlaub“ unter den bewundernden Blicken der Mütter sehr erfolgreich Laternen gebastelt. Wofür sie ihn lobten, machten sie ganz selbstverständlich. Jetzt sind die Kleinen groß, 17 und 19, und was soll ich sagen: Gerade als ich Ihren Artikel genoss, setzte sich mein Kater auf die Zeitung. Statt vier Händen greifen nun vier Pfoten nach meinem Frieden! PETRA GROSZE-STOLTENBERG, Hattingen
Auslese ohne pädagogischen Sinn
■ betr.: „Auslese noch mal nach der sechsten Klasse“, taz v. 12. 11. 11
Das Ausleseverfahren an den Schulen hat nicht den geringsten pädagogischen Sinn, es ist ein reines Herrschaftsinstrument. Alle politischen Diskussionen über Beschulungsstrukturen hatten noch nie zum Ziel, das Bildungs- oder Ausbildungsniveau in unserem Land zu verbessern, es geht im Kern nur um die Verteidigung und Sicherung materieller Ressourcen mit Hilfe gesellschaftlicher Schichtung. Die Schulstruktur unseres Landes ist als Bestandteil eines Verteidigungsgrabens zu sehen und nicht Ausdruck von wohlwollender demokratischer Staatsfürsorge. PETER PÖNICKE, Dortmund
Alles beim Alten
■ betr.: „Entspannt Euch!“, Interview mit Heinz Bude, taz v. 12. 11. 11
Jemand, der in Prenzlauer Berg Apartheid verortet und den dortigen Eltern unterstellt, sich migrantenfreie Schulen mit der Miete zu erkaufen, sollte vielleicht wirklich etwas genauer zu den eigenen Wohn- und Bildungsentscheidungen befragt werden. In Weißensee wohnen, weil man da mit den Malochern in der Tram sitzt, und sein Kind quer durch die Stadt ins katholische Privatgymnasium schicken… Das ist doch absurd für jemanden, der anderen Eltern sagt: Entspannt Euch! Aber ach, gemeint sind ja nur die Mittelklasse-Eltern, ich verstehe, die gibt es ja auf dem Canisius-Kolleg kaum – und wenn, dienen sie der sozialen Mischung. Also, Glaubwürdigkeit ist was anderes – oder hat jemand, der mal in Kreuzberg gewohnt hat, für immer street-credibility? Bildungschancen: Alles beim Alten – entspannen wir uns also … RENA TÖPFER, Berlin
Weltreise zur Schule
■ betr.: „Entspannt Euch!“, taz vom 12. 11. 11
„Liebe Eltern, nun seid doch nicht so furchtbar aufgeregt“, gibt der Soziologe Bude lässig den Ton vor. Seine gelebte Erziehungslässigkeit beweist er darin, dass er seine Tochter von Weißensee aus auf die tägliche Weltreise zum Canisius-Kolleg schickt, auf eine Schule, in der lässig gelebter pädagogischer Eros Tradition hatte. Das lässig von den potentiellen Schülern zu absolvierende Auswahlritual, um auf diese Schule zu kommen, wird ebenso unterschlagen wie die dortige Sozialauswahl der Schüler.
Wenn Bude zu Protokoll gibt: „Prenzlauer Berg ist Apartheid“, dann kommt das aus der bevorrechtigt-liberalen Sichtweise eines Vaters, der seine Tochter auf eine die „Einübung in den belastbaren Pluralismus“ (Bude) bekanntermaßen vorlebende Bildungseinrichtung der Jesuiten schickt. Seine Begründung dafür: „Und ich bin so’n einfacher Katholik“, macht wenigstens klar, was er von seiner eigenen Soziologie hält. Es bleibt dabei: Die schärfsten Kritiker der Elche sind selber welche! THOMAS EHRMANN, Berlin