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Archiv-Artikel

Die fast perfekte Wundernudel

SCHLANKMACHER Die Hamburgerin Sonja Zuber hat die kohlenhydratfreie Shirataki-Nudel weiterentwickelt und vertreibt sie jetzt unter dem Namen „Kajnok“

Die Unternehmerin ist sich darüber im Klaren, dass sich die Menschen erst allmählich an ihre Nudeln gewöhnen müssen

VON DARIJANA HAHN

Täglich bekommt Sonja Zuber begeisterte Mails. Von Frauen, die es mit Hilfe von Kajnok-Nudeln geschafft haben abzunehmen. Oder von Eltern, deren zuckerkranke Kinder nun so viel essen können wie ihre gesunden Geschwister. Andere bitten darum, dass der nächstgelegene Supermarkt mit den Kajnok-Nudeln beliefert werden soll.

Kajnok – das ist der Markenname für Nudeln aus Konjak, und das wiederum ist eine asiatische Wurzel, die auf deutsch Teufelszunge heißt. Das Besondere daran ist – und das erklärt die begeisterten Mails –, dass das aus der Wurzel gewonnene Mehl keine Kohlenhydrate und damit kaum Kalorien enthält. Die äußerlich an eine Kartoffel erinnernde Konjak-Wurzel besteht vielmehr zu 50 bis 60 Prozent aus Glucaman, einer stärkeähnlichen Substanz, die bis zu 50-mal so viel Wasser binden kann, wie ihr Eigenvolumen beträgt.

Während es im Asia-Shop Nudeln aus Konjak-Mehl – sogenannte Shirataki-Nudeln – zu kaufen gibt, ist das Neuartige an den Nudeln mit dem umgedrehten Namen „Kajnok“, dass sie absolut geruchsneutral sind.

Erfunden hat sie die Hamburger Unternehmerin Sonja Zuber, die mit ihrem Start-up „Duo-Trade“ die Nudeln in China in einem speziell entwickelten Verfahren produzieren lässt – dort, wo der Rohstoff, die Konjak-Wurzel, wächst.

Nachdem der erste Container mit 50.000 Paketen im September 2013 in Hamburg landete, haben die Nudeln inzwischen ihren festen Platz in deutschen Supermärkten erobert; der Vertrieb in Österreich steht unmittelbar bevor.

Sonja Zuber, 35 Jahre alt und als zierliche Person die beste Botschafterin ihres schlank machenden Produktes, war von Anfang an vom Erfolg ihrer Idee überzeugt. Als der Diplom-Ökonomin an Ostern 2013 eine Freundin aus London eine verwestlichte Variante der Shirataki-Nudel – die „Slim Pasta“ – mitbrachte, machte es bei Zuber „sofort Klick“ und sie wusste: „Unbeschwert Nudeln essen, so viel man will: Das braucht Deutschland!“

Ansprechend verpackt und verzehrfertig tauchte die Shirataki-Nudel damals in Form herkömmlicher Pasta wie Spaghetti, Penne oder Fettuccine auf. Das ging auf die Idee eines indischen Unternehmers in London zurück, und Zuber, damals noch Geschäftsführerin einer Agentur für Gesundheitskommunikation, hat das zunächst als Generalimporteurin nach Deutschland gebracht. Aber dann machte sie sich schnell an die Weiterentwicklung der Nudel. „Das Produkt konnte viel, war aber noch nicht perfekt“, so Zuber, die sich vor allem an dem Fischgeruch störte, der erst nach langem Abspülen der „Slim Pasta“ verschwand.

Mit dem Vorsatz, eine „perfekte europäische Nudel“ zu schaffen, die „nicht nach Fisch riecht, in der nur das Richtige drin ist, und die eine gute Form hat“, reiste Zuber samt Dolmetscher und Anwalt dann nach China.

Inzwischen kennt sie alle Details der Herstellung – von der Plantage der Konjak-Wurzel bis zum Design der Verpackung, die mit ihrer lila Farbe farbpsychologisch fürs Abnehmen stehen soll. 1,4 Millionen Euro Umsatz strebt das Start-up-Unternehmen 2015 an, das mit seinen 14 Mitarbeitern seit einigen Monaten im Kontorhaus „Afrika-Haus“ in der Hamburger Altstadt untergebracht ist.

Doch auch wenn Zuber sehr stolz ist auf ihr Produkt, betont sie, dass es sich um „functional food“ handele, und dass ihre Nudel, „die weltweit einzige nicht-stinkende Konjak-Nudel“, aber nicht unbedingt eine „Gourmet-Nudel“ sei. Vielmehr ist die in Wasser schwimmend verpackte Nudel – egal, ob als Nudel, Spaghetti, Penne oder Fettuccine – geschmacksneutral sowie von gewöhnungsbedürftiger Konsistenz, wie vielfach auf Internet-Blogs beschrieben.

„Sie sind keineswegs ,glibberig‘, aber ich würde sie schon als zäh bezeichnen“, heißt es beispielsweise auf missjennypenny.de. Zuber ist sich im Klaren darüber, dass sich die Menschen erst an die Nudeln gewöhnen müssten und bleibt optimistisch. „Wir haben noch viel vor“, sagt Zuber und erwähnt ganz nebenbei, dass sich aus dem Konjak-Mehl „noch so viel machen“ ließe.