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Archiv-Artikel

Wolfsberater darf Wolf erschießen

ABDRÜCK-LIZENZ

Von REA

Der Wolf im Kreis Herzogtum Lauenburg ist zum Abschuss freigegeben. Am Samstagmorgen pirschte sich das Tier an eine Schafherde an, trieb sie auseinander und verletzte vier Schafe. Zwei davon musste ein Tierarzt einschläfern. Soweit eine ziemlich typische Verhaltensweise für einen Wolf – zumal kein wolfssicherer Zaun um die Herde aufgestellt war. Doch dieser Artgenosse ließ sich nicht nur vom Schäfer auf frischer Tat ertappen, sondern ignorierte dessen Versuche, ihn zu verscheuchen, komplett. Eigentlich sind Wölfe aber sehr scheue Tiere.

Das schleswig-holsteinische Umweltministerium stuft den Wolf deshalb als „verhaltensauffällig“ ein. Ein Wolfsbetreuer darf das Tier mit Gummigeschossen in die Flucht schlagen und es in letzter Konsequenz sogar erschießen – falls es sich aggressiv gegenüber Menschen verhält. „Die Tötung ist Ultima Ratio“, sagte Ministeriumssprecherin Nicola Kabel – und die Genehmigung bleibt auf diese Person begrenzt. Wer den Wolf einfach abknallt, macht sich strafbar.

Bei seiner Begegnung mit dem Schäfer war das Wildtier nicht aggressiv. „Er hat ein neutrales bis interessiertes Verhalten gezeigt“, sagte der Leiter des Wolfsinformationszentrums Schleswig-Holstein Wolf von Schenck. Erst nach rund 50 Minuten – mittlerweile standen sechs Menschen schreiend und gestikulierend auf der Weide – trollte sich das Tier. Der Schäfer und der herbeigerufene Wolfsbetreuer seien sogar mit einem Auto zwischen den Wolf und die Schafe gefahren, sagte von Schenck. Der Wolf lief um das Auto herum und attackierte die Schafe erneut.

Grund für die mangelnde Scheu des Wolfes könnte falsch verstandene Wolfsliebe sein, vermutet der Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu) in Schleswig-Holstein Ingo Ludwichowski. „Wenn Wölfe gefüttert werden und Menschen mit Nahrung assoziieren, verändert das ihr Verhalten.“ Der Wolf müsse nun mit „drastischen Mitteln“ lernen, dass der Mensch nicht sein Freund sei. Den Vorschlag, Gummigeschosse gegen den Wolf einzusetzen, befürwortet der Naturschützer. „Solche Tiere sind lernfähig. Sie wissen dann, dass ihr Verhalten mit Schmerz verbunden ist.“

Auf die Intelligenz des Wolfes setzt auch von Schenck. Satt geworden sei das Tier bei seinem Ausflug auf die Weide nicht – die Schafe musste es liegen lassen. Es könne sein, dass der Wolf wegen der negativen Erfahrungen in Zukunft von Schafsweiden ablasse, sagte von Schenck. Aber auch, wenn er zurückkäme, würde er, solange er sich nicht aggressiv verhalte, „definitiv nicht abgeschossen“.  REA