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Archiv-Artikel

Welche Tüte passt zu mir?

NACHHALTIGKEIT Die Plastiktüte ist als Umweltverschmutzer verpönt. Doch können einige Modelle ökologischer sein als Stofftaschen. Ein Überblick über Papier-, Plastik- und Jutebeutel

Beutelverbote weltweit

■ USA: Ab Juli dürfen kalifornische Super- und Drogeriemärkte keine kostenlosen Einweg-Plastiktüten mehr verteilen, ab Juli 2016 gilt das Verbot auch für kleinere Lebensmittelgeschäfte. Für wiederverwertbare Plastiktaschen sowie Papiertüten müssen Kunden eine Gebühr von zehn US-Cent bezahlen.

■ Mexiko: 36 Stunden Haft, bis zu 9.000 Euro Bußgeld. Das sind die Strafen, die Ladenbesitzern seit 2010 in Mexiko-Stadt drohen, wenn sie ihren Kunden kostenlos eine Plastiktüte anbieten.

■ China: Supermärkte dürfen die Tüten nicht ungefragt an ihre Kunden ausgeben, zudem sind seit 2008 die ganz dünnen Plastiktüten verboten.

■ Ruanda: Schon 2006 hat das ostafrikanische Land die Plastiktüte verboten. Wer in Ruanda mit einer Plastiktüte einreist, muss sie an Grenze oder Flughafen abgeben. (dpa, taz)

VON LEA DEUBER

Einen Einkaufswagen voller Lebensmittel und keine Tragetasche dabei? Schnell greift man da zu den günstigen Plastiktüten an der Kasse. Immerhin 71 Stück verbraucht jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr.

„Die beste Tüte ist zwar die, die gar nicht produziert wird“, sagt Sascha Roth von der Umweltorganisation Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Aber da sich Plastiktüten im Alltag nicht immer ganz vermeiden lassen, kann man zumindest auf die Verträglichkeit achten. Hersteller werben mit der Umweltverträglichkeit ihrer Tüten. Nur selten zu Recht. Die gängigsten Modelle im Überblick:

Klassische Einwegtüten

Die schnelle Alternative wartet beim Einkaufen meist an der Kasse. Die Hersteller der einfachen Plastiktüten schmücken sich häufig damit, nachwachsende Rohstoffe wie Zuckerrohr für die Herstellung zu verwenden. Ökobilanzen zeigen aber, dass die Tüten vor allem in der gesamtökologischen Betrachtung schlechter abschneiden als andere Tragetaschen. Die reinen Pflanzenrohstoffe sind zwar klimaneutral, aber die Herstellung ist es nicht.

Einwegtüten aus Recyclingmaterial

Die klassische Einweg-Plastiktüte aus erdölbasierten Kunststoffen mit Recyclinganteilen ist der Kompromiss unter den Tragetüten. So kann zumindest der CO2-Ausstoß reduziert werden. „Hier kommt es aber vor allem darauf an, dass die Plastiktüten richtig entsorgt werden“, sagt Roth vom BUND. In der EU werden neun von zehn Plastiktüten nicht richtig entsorgt. Wer eine Einwegtüte gekauft hat, sollte sie deshalb mehrfach verwenden und sie anschließend im Gelben Sack entsorgen. „Am besten dient sie direkt als Gelber Sack“, sagt Roth.

Tragetaschen aus Papier

Papiertüten wirken häufig wie eine gute Alternative. Aber bloß weil sie aus Papier sind, müssen sie nicht automatisch umweltfreundlich sein. Denn damit sie nicht einreißen, werden lange, mit Chemikalien behandelte Zellstofffasern verwendet. Die Tütenwände müssen zudem dicker sein als bei Plastiktüten, damit sie nicht reißen. Durch den Einsatz von Recyclingpapier wird ihre Bilanz zwar besser, aber sie müssen immer noch drei- bis viermal gebraucht werden, um mit einfachen Plastiktüten mitzuhalten.

Mehrweg-Tragetasche aus Baumwolle und Flachs

Wer gedacht hat, mit dem guten alten Jutebeutel zur ökologischen Speerspitze unter den Taschenbesitzern zu gehören, der irrt sich. Baumwolle und Flachs klingen zwar ökologisch, beide Rohstoffe brauchen aber beim Anbau viel Wasser und Energie. Damit der Stoffbeutel zur sauberen Alternative wird, muss man ihn mindestens zwischen 25- und 32-mal wiederverwenden.

Mehrweg-Tragetaschen aus Kunststoff

Mehrweg-Tragetaschen aus neuen Kunststoffen sind vergleichsweise umweltfreundlich. „Sie sind kaum größer als Taschentücher“, sagt Roth, könnten aber bis zu zehn Kilo tragen. Sie werden häufig mit einem kleinen Beutel verkauft und können am Schlüsselbund befestigt werden, sodass sie nicht so einfach vergessen werden. Mit rund 30 Gramm sind sie auch fast so leicht wie Einweg-Plastiktüten.

Mehrweg-Tragetaschen aus recycelten Kunststoffen

Besonders geeignet sind die aus recycelten Kunststoffen wie Getränkeflaschen hergestellten Tüten. Diese sind meist aus dickerem Plastik und eckig. Sie brauchen zwar vergleichsweise viele Rohstoffe, sind aber bereits nach rund dreimaligem Einsatz umweltfreundlicher als eine einfache Einweg-Plastiktüte.

Fazit

Für Einkäufer gilt deshalb, am besten an die Mehrfach-Tragetüte zu denken. Und sollte die Tasche dann doch einmal zu Hause liegen bleiben, gibt es für den Verbraucher zwei Wege: Erstens kann er als Orientierungshilfe beim Kauf von Plastiktüten auf das Umweltsiegel Blauer Engel achten. Dieses zeichnet umweltschonende Produkte und Dienstleistungen aus und wird unter anderem durch das Bundesumweltministerium und ein Gremium aus Vertretern verschiedener Umweltverbände vergeben. „Es ist ein guter Indikator für eine umweltschonende Tüte“, sagt Roth.

Zweite Option: Der Einkäufer kann aus dem Geschäft einen Pappkarton nehmen. Diese bestehen häufig aus recycelten Materialien und stehen sowieso schon in den Regalen. So verlängert man ihr Leben und spart sich die Tüte.