Die Katze im Sack

OLYMPIA Sind die Spiele eine Chance für Berlin? Welche Risiken gibt es? Grüne diskutieren

Es ist kein Geheimnis, dass die Grünen keine glühenden Olympiabefürworter sind. Der schlechte Ruf des IOC und „Olympia 2000“ hat ihnen die Laune verdorben. Zudem: Berlin ist auch attraktiv ohne die anvisierten Spiele 2024, und die Sache kommt zu teuer für die BürgerInnen, so ihr NOlympia-Mantra der vergangenen Monate.

Dass die Grünen dennoch eine Veranstaltung nach der anderen zu dem Thema initiieren, bedeutet zugleich, dass sie es genauer wissen wollen als etwa die Justiz-oder Sportverwaltung, die neben Olympiapfannkuchen aus der Knastbäckerei und den „Wir wollen die Spiele“-Plakaten wenig dazu beigetragen hat, den Enthusiasmus für das Sportspektakel zu steigern.

Sind die Spiele eine Chance für die Stadt und welche Risiken beinhaltet eine solche Bewerbung fragten am Montagabend im taz-Café bei der Diskussion mit dem Titel „Arm, aber Olympia – was bringen die Spiele Berlin?“ die grünen Landesvorsitzenden Bettina Jarasch und Daniel Wesener ein anderes Mal ihre Gäste. Weil unter diesen keine wirklich harten 2024-Fans waren, sondern eher Kritiker des Ganzen, verlief die Debatte zwar recht einmütig – was ihr aber keineswegs den Reiz nahm.

Obwohl mitten in der Bewerbungsphase für die Spiele 2024, polterte Anja Schillhaneck, sportpolitische Sprecherin der Grünen, wissen die Berliner „eigentlich nichts“ von den geplanten Spielen. Der Senat habe weder klare Kosten noch Konzepte und schon gar keine „Idee der Spiele“ vor den Bürgern ausgebreitet. Ein Dialog mit der Öffentlichkeit finde nicht statt. Ergo, wo „alles unklar ist“, sei eine partizipatorische Entscheidung darüber „schlicht nicht möglich“.

Was Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin bestätigte: „Olympia 2024 ist eine Katze im Sack.“ Denn neben belastbaren Zahlen (2, 3 oder 5 Milliarden Euro?) fehle „der Nachweis wirtschaftlicher Effekte und Risiken für Berlin“, sagte Brenke. Der Senat rechne zwar mit Fördermitteln durch den Bund und das IOC für die Olympiabauten sowie mit Einnahmen durch Besucher. Einen guten Schnitt mache die Stadt damit aber nicht. Im Gegenteil. Denn von den Fleischtöpfen – Fernsehrechte und Werbung – gehe an Berlin nichts und an die Herren der Ringe alles, wie Bilanzen vergangener Spiele zeigten.

Apropos IOC: Imke Duplitzer, Degenfechterin und Olympiateilnehmerin, konnte aus dem „Innenleben“ des IOC nicht nur einiges erzählen. Sie warnte zudem davor, den von Thomas Bach angeschobenen Reformprozess im Olympiaweltverband zu überschätzen. Eine Kräfteverschiebung im IOC, die weniger auf den Kommerz, die Repräsentation und den politischen Einfluss bei den Spielen setze, benötige noch sehr viel Zeit. „Darum teile ich die Sorge, ob die Reform des IOC wirklich schnell greift.“

So läuft das mit den Spielen nicht, war der Tenor des grünen Abends. Und solange der Senat genaue Zahlen und die Auseinandersetzung über die wesentlichen Fragen verweigert, wird dies wohl so bleiben.

ROLF LAUTENSCHLÄGER