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Archiv-Artikel

Trinkwasser legt Umwelt trocken

WASSER Der Bremer Wasserverbrauch schädigt das Umland. Verden will die zulässige Fördermenge nun senken, doch das ist ein nur theoretischer Erfolg

„Wir weisen den Vorwurf, Bremen gefährde das Verdener Trinkwassergebiet, weit von uns“

Jens Tittmann, Umweltressort

Der Trinkwasserverband Verden will die Förderhöchstmengen der Wasserwerke Langenberg und Panzenberg um insgesamt 25 Prozent reduzieren. Die Förderung in Panzenberg gilt als Hauptursache für die Austrocknung der Halse, eines Nebengewässers der Aller – und dient in erster Linie der Versorgung Bremens. Naturschutzverbände wie der BUND warnen schon seit Längerem vor den schädlichen Folgen des Bremer Trinkwasserverbrauchs für die südlich von Bremen gelegene Region.

Martin Rode vom BUND Bremen verweist auf ein aktuelles Gutachten, das im Auftrag der Wasserbehörde Verden erstellt wurde und Umweltschäden nahe lege. Bei einer gleichbleibenden Fördermenge in Panzenberg von 9,5 Millionen Kubikmetern pro Jahr seien langfristig auch weitere Biotope gefährdet, etwa das Holtumer Moor.

„Eine Grundwasserabsenkung gibt es bei der Wasserförderung immer“, sagt Stefan Hamann, der Geschäftsführer des Trinkwasserverbandes. Damit die Halse wieder Wasser führe, müsse man die Produktion in Panzenberg „nahezu komplett einstellen“ – das aber sei unrealistisch.

Da das Wasserwerk Panzenberg vor allem Bremen mit Wasser versorgt, fordert der BUND nun einen alternativen Versorgungsplan für die Stadt.

Man könne die Panzenberger Kapazitäten nicht einfach ersetzen, entgegnet Jens Tittmann, der Sprecher des Umweltsenators. Die Vorwürfe des BUND, die Wasserversorgung schädige die Umwelt, seien zur Kenntnis genommen worden. Nun führe man Gespräche mit dem SWB als dem für die Bremer Trinkwasserversorgung zuständigem Unternehmen. In der Rolle der Schuldigen sieht Tittmann die Stadt allerdings nicht: „Wir weisen den Vorwurf, dass Bremen das Trinkwassergebiet Verden gefährdet, weit von uns.“

Den Vorschlag des BUND, die Weser für die Trinkwassergewinnung zu nutzen, lehnt Tittmann ab: „Kurzfristig ist das ausgeschlossen. Das wäre ein Projekt, das über Jahre aufgebaut werden müsste.“ Technisch sei die Wassergewinnung aus der Weser zwar machbar, aber erheblich teurer als die bisherige Förderung. Zudem könne die Weser als Fließgewässer keine konstante Wasserqualität bieten.

Rode bestätigt, dass die Wasserqualität der Weser schlechter sei als die des Grundwassers. Aber: „Wenn es keine Möglichkeit gibt, Wasser ohne Umweltschäden zu entnehmen, muss man sich einer Förderung aus der Weser annähern.“

Der geplante Antrag zur Senkung der bewilligten Fördermenge in Panzenberg und Langenberg muss von der Wasserbehörde Verden noch bewilligt werden. Das werde mindestens ein Jahr dauern, so Hamann. Rode hält die Maßnahme ohnehin für unzureichend, da es sich zunächst nur um eine theoretische Förderreduzierung handle: „Da der Trinkwasserbedarf rückläufig ist, sieht die Zahl auf dem Papier gut aus, bringt aber keinen Vorteil für die Umwelt.“

Hamann bestätigt, dass es sich unterm Strich um ein Nullsummenspiel handelt: Gesenkt werden solle nur die Förderhöchstmenge – da die derzeit aber gar nicht ausgeschöpft werde, bleibe die tatsächliche Entnahme auf demselben Niveau.

Rode betont, dass die faktische Fördermenge „drastisch“ reduziert werden müsse, um ein „ökologisch vertretbares Maß“ zu erreichen. Das sei bei 9,5 Millionen Kubikmetern im Jahr nicht der Fall.  JÖRDIS FRÜCHTENICHT