: Schöne freie Internet-Welt
THEATER Ein Göttinger Stück über digitale Information
Seit Edward Snowdons NSA-Enthüllungen werden Google, Facebook & Co. noch kritischer betrachtet – von freiwilliger Knechtschaft der Digital Natives unter die Diktatur totaler Kommunikation ist die Rede.
Das Deutsche Theater Göttingen bringt zum Thema jetzt ein Drama des schwedischen Dramatikers Lucas Svensson zur deutschsprachigen Erstaufführung: „Information wants to be free“. Aber frei wovon? Vom Internet? Informationen wollen aus ihren Geheimverstecken im weltweiten Netz befreit werden, erklärt Dramaturgin Sara Örtel. Wenn alles offen und bekannt sei, funktionierten repressive Machtstrukturen nicht mehr, neue Gesellschaftsformen könnten gedacht werden.
Ein solches Gefühl von Aufbruch soll schon die Bühnensituation in Göttingen auslösen. Das Publikum stromert in einer von Gestühl befreiten Black Box im Theaterkeller herum, in deren Mitte sich ein weißer Kubus öffnet und zeigt, wie die Sound- und Wortzuspielungen der Performance verfertigt wurden.
Denn das ist entscheidend: Sind erst mal alle Informationen befreit, müssen sie sortiert und interpretiert werden. Aber kann, muss das demokratisch geschehen? Das ist eine der Fragen des Abends. Marcus Lobbes inszeniere ihn nach dem Prinzip einer Internetrecherche, erklärt Örtel.
Auch die Figuren sind durch ein Netz von Überschneidungen verbunden und repräsentieren Internetphänomene. Eli und Kumpel David etwa sind den Wikileaks-Gründern Julian Assange und Daniel Domscheit-Berg nachgebildet. Und Davids Frau erforscht online Überschneidungen privater Identität und digitaler Rollenspiele ihres Mannes.
Djamila wiederum steht für den revolutionären Glanz der digitalen Welt. Als französische Intellektuelle sucht sie ihre ägyptischen Wurzeln, twittert aus Kairo vom Tahir-Platz. Sie selbst wird allerdings erst berühmt, als sie ein Pornovideo von sich online stellt. JENS FISCHER
■ „Information wants to be free“: Premiere Sa, 7. 3., 20 Uhr, Deutsches Theater Göttingen. Weitere Vorstellungen: 12. sowie 21. 3.