Kunstrundgang
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

In der frisch sortierten Galerie von Sebastian Klemm – ehemals Amerika, nun Klemm’s – versinken die BesucherInnen derzeit in der Fülle einer Orangenplantage. Die Situation in den kleinen bis mittleren Formatgrößen erscheint nahezu paradiesisch. Die Fotografien im Eingangsbereich, die gleich einer filmischen Sequenz eine Kreuzung zeigen, an der dunkelhäutige Menschen in weißen Kleinbussen eingesammelt werden, gerät ob der makellosen Natur, in der man sich aufgrund fehlender Orientierungspunkte bald verliert, schnell in Vergessenheit. Erst ein Blick in den Katalog zu Ulrich Geberts dreiteiliger Fotoserie „Amerika“ öffnet den Blick für das Ganze: hier entdeckt man auch zwei Bilder, auf denen sich Hände im Blattwerk abzeichnen. Wird in dem Paradies etwa gearbeitet? Schlimmer: es wird geschuftet, und die Bedingungen wirken nicht einladend, wie die Bilder von müden PlantagenarbeiterInnen, solchen, die vermutlich zu Beginn des Tages an der Ecke von den weißen Wagen aufgelesen wurden, zeigen. Zu sehen sind sie allerdings nur im Bildband. In der Ausstellung sucht man diese Perspektive vergebens. Der dritte Teil zeigt – in der Galerie wie im Katalog – ein Flutlicht, das ein Plateau, auf dem sich Menschen versammeln, zu erleuchten scheint, und einen improvisierten Tisch vor einer Garage, auf dem etwas ge- oder verhandelt wurde oder noch wird. So will Gebert auf hierarchische und gesellschaftliche Ordnungssysteme verweisen. Vielleicht auch auf die zwischen dem Künstler und Galeristen? Denn warum die Bilder der ArbeiterInnen ausgespart wurden, verführt zu Spekulationen. Und mit den USA hat die Ausstellung anscheinend auch nichts zu tun – Gebert schoss seine Bilder in Südspanien. Und so ergibt sich eine Spannung, die an einen ungreifbaren wie ausgetüftelten Krimi erinnert.

Ulrich Gebert: Amerika. Bis 15. Dezember, Di-Sa 11-18 Uhr, Klemm’s, Brunnenstr. 7