: Asbest-Transporte verschoben
GIFTMÜLL Empfänger-Länder prüfen, ob sie Deponieschlamm aus Niedersachsen wirklich annehmen wollen. Am TÜV-Gutachten, das Ungefährlichkeit bescheinigte, werden Zweifel laut
Die Verlagerung der Asbest-Deponie in Wunstorf-Luthe wird nicht wie geplant heute beginnen. Die Landesregierungen Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns wollen zunächst selbst prüfen, ob der geplante Transport des Asbests zu Deponien in den beiden Ländern tatsächlich ungefährlich wäre. Dazu wollen sie ein Gutachten des TÜV-Nord diskutieren, der den Transport für unbedenklich erklärt hatte.
In Wunstorf-Luthe lagern 170.000 Tonnen Asbest-Schlamm und asbesthaltige Scherben – Rückstände der Firma Fulgurit, die dort bis 1990 produzierte. 1993 wurde die Herstellung asbesthaltiger Produkte verboten. Schon einzelne Fasern können Krebs auslösen.
Die Halde in Wunstorf wurde nur dünn mit Mulch abgedeckt. Eine Sanierung der Deponie wäre nach Angaben der Region Hannover aufwendig – und sie würde im Gegensatz zu einer Verlagerung nicht von der EU mitfinanziert. Zudem möchte eine benachbarte Logistikfirma das Gelände der Asbest-Halde gerne mitnutzen.
Der Asbest-Schlamm soll aus Kostengründen auf offenen Lastwagen zu den Deponien Ihlenberg und Rondeshagen – beide unweit von Lübeck – verfrachtet werden. Aus Sicht des Gewerbeaufsichtsamts Hannover bindet der feuchte Asbest-Schlamm die gefährlichen Fasern – vorausgesetzt, die Ladung wird mit Schaum feucht gehalten.
Die Kontrolleure berufen sich dabei auf sechs Messfahrten des TÜV, bei denen in der Luft unter der LKW-Plane gar keine oder nur wenige Fasern entdeckt worden seien. Allerdings weisen die Gutachter darauf hin, dass in den unterschiedlichen Chargen des Schlamms auch unterschiedlich viel Asbest enthalten gewesen sei. Sie schlagen deshalb vor, bei jeder zehnten Fahrt den Fasergehalt zu messen.
„Wir sehen keinen Grund, diesem Prüfverfahren zu widersprechen“, sagt Gerd Lange vom Schweriner Wirtschaftsministerium mit Blick auf das TÜV-Gutachten. Die Deponie Ihlenberg bestätigte jedoch, sie sei von der Landesregierung gebeten worden, bis Mittwoch keinen Asbest-Müll anzunehmen. Tags zuvor befasst sich das Kabinett mit dem Thema.
Auch die Kieler Umweltministerin Juliane Rumpf (CDU) bat die zur Hälfte landeseigene Deponie Rondeshagen, den Müll vorerst nicht anzunehmen. Zum einen hat der Landtag in der Sache einen Bericht angefordert, der nicht vor Mitte Dezember übergeben werden könne, sagt Rumpfs Sprecher. Überdies wolle die Landesregierung die Bevölkerung informieren – und die Sicherheit der Transporte müsse gewährleistet sein. KNÖ