VORMERKEN : Ein böse durchlöcherter Franz Schubert im Radialsystem
Was haben eigentlich der österreichische Komponist Franz Schubert und niederländische Männer und Frauen, die in den Anfangsvierzigerjahren unbedingt zur SS wollten, gemeinsam? Wenig natürlich. Fast möchte man meinen: nichts. Das Muziektheater Transparant, regelmäßig zu Gast bei so Festivals wie dem von Avignon und den Salzburger Festspielen, hat jetzt beides trotzdem zusammen auf eine Bühne gebracht. Am morgigen Samstag (und am Sonntag) präsentiert es im Radialsystem „Ruhe“, ein Recital von Schubert-Liedern, das wiederum durchbrochen wird von Monologen eben jener SS-Angehörigen. Die wurden bereits 1967 von den Künstlern Armando und Hans Sleutelaar befragt, und als die Interviews zusammengefasst in einem Buch erschienen, sorgte „De SS-ers“ für einen Skandal. Vielleicht wegen der darin enthaltenen Phrasen von Menschen, die nichts dazulernen wollten, die man auch heute noch hören kann. Dass diese SS-Freiwilligen eben „ganz gewöhnliche Menschen waren“, interessierte den für „Ruhe“ verantwortlichen Regisseur Josse De Pauw. Möglicherweise haben sie sogar gern mal die Lieder von Schubert gehört. Im Radialsystem werden sie gesungen vom Collegium Vocale Gent. KO
„Ruhe“: Radialsystem, Holzmarktstraße 33 Samstag, 24. November, 20 Uhr. Sonntag, 25. November, 17 und 20 Uhr. 22/18 Euro