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Archiv-Artikel

Das Comeback der Gegner

CASTOR Dutzende Blockaden, hunderte Demonstrationen – die Anti-Atom-Bewegung feiert ihren Erfolg

Bis zu 1.600 Atomkraftgegner blockierten ein weiteres Stück der Transportroute

AUS DEM WENDLAND MARTIN KAUL UND KONRAD LITSCHKO

Nach fünf Tagen voller Protest und Blockaden feiert die Anti-Atom-Bewegung in Gorleben ihren Erfolg: „Die Beteiligung an den Protestaktionen gegen den Castortransport ist so groß wie im Rekordjahr 2010, weil sich in Gorleben seither real nichts geändert hat“, sagte Jochen Stay, Sprecher der atomkraftkritischen Initiative .ausgestrahlt gestern. „Die Proteste zeigen, dass die Bevölkerung Norbert Röttgen die Tricksereien um eine weiße Landkarte nicht abnimmt.“ Auch das Bündnis X-tausendmal quer, das in Gorleben zu Massenblockaden aufgerufen hatte, wertete die zahlreichen Aktionen zivilen Ungehorsams am Montag als Erfolg: „Die Unkenrufe, dass die Anti-Atom-Bewegung mit dem sogenannten Atomausstieg tot sei, haben sich als großer Irrtum erwiesen“, sagte die Sprecherin der Initiative, Luise Neumann-Cosel. „Die Konsequenz daraus ist, dass die Bundesregierung in Bezug auf den Endlagerstandort Gorleben endlich eine Kehrtwende vollziehen muss.“

Tausende AtomkraftgegnerInnen hatten in den vergangenen Tagen die Weiterfahrt des Atommülltransportes aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague immer wieder verzögert. Lüneburgs Polizeipräsident Friedrich Niehörster sagte gestern, die Polizei sei bei der Bewältigung der zahlreichen Straßen- und Schienenblockaden am Wochenende teilweise an ihre Grenzen gestoßen. „Gerade die mit hoher Ingenieursleistung angefertigten Blockaden der Bauern und Greenpeace-Aktivisten machen auch den technischen Einheiten der Polizei sehr zu schaffen“, sagte Niehörster vor Journalisten in Dannenberg.

In der Nacht zu gestern hatte die Polizei aufgegeben, eine aufwendig konstruierte Betonpyramide zu entfernen, in der sich Bauern verkeilt und aneinandergekettet hatten. (s. Text unten/rechts) Mit einem präparierten Lieferwagen blockierten gestern dann vier Greenpeace-AktivistInnen über einige Stunden ein weiteres Stück der Transportstrecke. Aus dem Inneren des Fahrzeugs heraus ließen sich die AtomkraftgegnerInnen in einem Stahlkasten auf die Straße senken und verdübelten den gesamten Lieferwagen im Straßenbett.

Bis zu 1.600 AktivistInnen blockierten ein weiteres Stück der Transportroute mit einer friedlichen Sitzblockade. In der Nähe zum Zwischenlager in Gorleben richteten sie ein improvisiertes Widerstandscamp mit mobilen Küchen und einer Tanzfläche ein und übernachteten zu Hunderten bei winterlichen Temperaturen auf der Straße, die durch ein abgelegenes Waldstück führt. Nach über 26-stündiger Blockade räumte die Polizei am Abend die Menschen schließlich von der Straße. Damit war zu Redaktionsschluss der Weg für die Castorbehälter zur Einfahrt ins Zwischenlager in Gorleben frei. AktivistInnen rechneten damit, dass die elf Atommüllbehälter noch am gestrigen Abend ins Zwischenlager gebracht werden sollten.

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) sagte, er habe Respekt vor den Demonstranten, die besonnen und friedlich gewesen seien. „Umso mehr kritisiere ich diejenigen, die Gewalt gegen Sachen und Menschen ausgeübt haben. Das ist nicht akzeptabel.“ Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wies gestern auf gewalttätige Angriffe gegenüber Polizeibeamten in den vergangenen Tagen hin. Anders als im Vorjahr, als sich im Rahmen der Kampagne „Castor? Schottern!“ auch militante Kleingruppen weitestgehend an die in der wendländischen Protestbevölkerung gültige Absprache hielten, keine Menschen anzugreifen, war es diesmal aus dem autonomen Spektrum wiederholt auch zu Angriffen auf Polizisten gekommen.