piwik no script img

Archiv-Artikel

Zum Glück ein Tiroler

MUSIK Der Wahlbremer Florian Oberlechner kümmert sich nicht um Genre-Bezeichnungen. Mit der Band Flowjob tritt er am Samstag gratis auf der Treue auf

Das Konzert 

Flowjob spielen am Samstagabend auf der Treue am Schlachte-Anleger 5, der Eintritt ist frei!

■ Im Vorprogramm treten Sugo und Die Ignorierte Art auf.

■ Sugo sind die Band von Flowjob-Bassist Claudius Tölke und orientieren sich an den Beatles, Radiohead, Pink Floyd, Blur und anderen.

■ Die Ignorierte Art sehen sich als „postpopulare Psychedelic-Folk-Band“.

von Andreas Schnell

Gar nicht so einfach zu beschreiben, was der Akkordeonist, Sänger und Komponist Florian Oberlechner mit seiner Band Flowjob macht. Er selbst kümmert sich wenig um eine Kategorisierung. „Ich nenne es einfach progressive Musik“, verkündet er lapidar, und überlässt anderen die Mühe, eine Schublade dafür zu finden.

Und im Grunde wird dann, um im Bild zu bleiben, auch eher eine ganze Kommode draus. Reggae, Rock, Jazz, Drum’n’Bass, Chorgesang, klassische Kompositionsverfahren wie der Kontrapunkt – das und mehr findet sich in der bislang auf zwei CDs dokumentierten Musik von Flowjob. „Wie’s halt grad’ passt“, meint Oberlechner mit ausgeprägtem Tiroler Akzent. Allerdings ist dieser Akzent musikalisch kaum hörbar. Zwar hieß das erste Flowjob-Album „Lieder aus den Bergen“ und erschien auf einem echten Volksmusik-Label, aber Volksmusik ist nicht darauf zu hören, höchstens als Grundlage für einen jener reizvoll verschachtelten Rock-Songs, die das Repertoire von Flowjob prägen.

„Zu meiner Band passt alles“, meint Oberlechner. Und dazu passt wiederum, dass seine Mitmusiker, mit denen er seit rund zwei Jahren spielt, aus grundverschiedenen Ecken kommen. Violinist Johannes Haase studiert derzeit freie Improvisation in Basel, und zwar bei Großmeister Fred Frith, spielt außerdem regelmäßig mit der Deutschen Kammerphilharmonie und mit einem eigenen Streichquartett. Bassist Claudius Tölke spielt in der Rock-Band Sugo und begleitet den Pop-Musiker Felix Meyer, Schlagzeuger Johannes Ziemann betreibt neben seinem Studium in Leipzig verschiedene Jazz-Projekte.

Und auch Oberlechner selbst beschränkt sich nicht auf Flowjob. Auch wenn die Band gewissermaßen das Zentrum seiner Aktivitäten ist. Gerade erst feierte er sogar als Schauspieler Premiere, und zwar in der Produktion der Bremer Shakespeare Company „Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiktion“, für das er auch die Musik schrieb.

Schon während des Studiums an der Bremer Musikhochschule experimentierte Oberlechner mit Filmemachern, später arbeitete er mit der Theater-Werkstatt der Hochschule Bremen für Inszenierungen von „Woyzeck“ und „Marat – Was ist aus unserer Revolution geworden“ zusammen, vertonte den Scherenschnittfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Keine Frage: Umtriebig ist der Mann. Aber als Musiker ein Auskommen zu finden, erfordert eben viel Arbeit. Und ein gutes Netzwerk. „Ich habe Glück, dass ich Tiroler bin“, meint Oberlechner: „So habe ich neben Bremen noch eine zweite Connection.“ Und gerade in Österreich kommt seine Musik an, wie er auf der letzten Tour durch Deutschland, Tschechien, Schweiz und Österreich gemerkt hat. „Für mich ist Wien sehr interessant. Aber ob ich das irgendwann durchziehe, ist noch die Frage.“