: „Wir glauben an unsere Chance“
Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft gewinnt mit 34:5 überraschend hoch gegen das Team Moldawiens
HEIDELBERG taz ■ Mit der deutschen Rugby-Auswahl geht’s aufwärts. Zwei Wochen nach einer 18:32-Niederlage in Brüssel gegen Belgien gewann das Team der beiden Nationaltrainer Rudolf Finsterer und Mark Kuhlmann in Heidelberg gegen Moldawien mit 34:5 (17:0) Punkten und behauptete in der EM-Division 2A den zweiten Tabellenplatz vor den punktgleichen Belgiern (je 14 Zähler). Spitzenreiter und Favorit auf den Aufstieg in die Division 1 bleibt Moldawien (16 Punkte), das in Heidelberg zum ersten Mal geschlagen wurde.
Mit dem nicht übel herausgespielten Sieg vor 2.800 Zuschauern im Fritz-Grunebaum-Sportpark bewahrte sich die Fünfzehn des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) zwar die Chance, in die höchste EM-Klasse zu den bedeutenden Rugby-Nationen Russland, Rumänien, Georgien, Portugal und Spanien aufzusteigen, doch sind die Deutschen auf Schützenhilfe durch die Belgier oder Ukrainer angewiesen, die im Frühjahr 2008 in der moldawischen Hauptstadt Chisinau antreten müssen. „Wir haben noch eine Chance“, glaubt der deutsche Teamkapitän Colin Grzanna vom Berliner RC: „Wenn wir nicht an unsere Chance glauben würden, hätten wir uns heute niemals so gut motivieren können. Dann hätten wir gar nicht antreten brauchen“, sagte der 28-jährige Medizinstudent.
Die Leistungskurve der deutschen Rugby-Asse in den letzten drei Jahren verlief wie der Börsenindex DAX: Der Trendpfeil zeigt zwar beständig nach oben, doch nach einer Reihe von guten Spielen kam stets ein leichter Einbruch. In der Qualifikation zur WM 2007 in Frankreich haben die Deutschen zehn Spiele bestritten und neun auf überzeugende Weise gewonnen. Das Finalrückspiel der Qualifikationsrunde 3 in Madrid gegen Spanien ging allerdings mit 10:32 um einige Punkte zu hoch verloren, nachdem das DRV-Team das Hinspiel in Heidelberg mit 18:6 gewonnen hatte.
In der laufenden EM-Saison geriet das erste Match in Chisinau gegen Moldawien mit 24:26 knapp daneben und ebenjenes Spiel bei den belgischen Nachbarn. Immerhin: Von den letzten 18 Länderspielen haben die Deutschen 15 gewonnen, und in ihrem „Wohnzimmer“ – wie sie den Grunebaum-Sportpark nennen – sind sie seit 1998 ungeschlagen. In diesen neun Jahren erlebte das Rugby-begeisterte Publikum der Region Rhein-Neckar in zehn Spielen neun deutsche Siege und ein Unentschieden, darunter ein 108:0 gegen Serbien-Montenegro in der WM-Qualifikation.
„Wir müssen noch mehr Zeit, Geld und Energie in die Vorbereitung stecken und häufiger Testspiele austragen“, sagt Trainer Rudolf Finsterer. Da trifft es sich gut, dass der (noch) nichtolympische Rugbysport, der in Deutschland nur kleine Unterstützung aus öffentlichen Kassen genießt, in den letzten beiden Jahren etwas mehr Geld hat. Auch der International Rugby Board (IRB) erkennt die positive Leistungsentwicklung an und wird seine Fördersumme für 2008 erhöhen. Der IRB kann sich das leisten, denn die WM 2007 der 20 weltbesten Teams hat einen Gewinn von über 100 Millionen Pfund Sterling gebracht. KARL BERG