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Archiv-Artikel

In „unpolitischer“ Gesellschaft

RECHTSROCK Die Bremer Band „Kategorie C“ trat am Samstag in Thüringen auf. Bremerhaven schloss sich letzte Woche dem Konzertverbot Bremens an. Ihre rechte Gesinnung zeigen die Fans auf Youtube

Von kis

Als „unpolitische Mainstream-Band“ wollen die Musiker von „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ (KC) gern gelten. Doch auch Bremerhaven wollte die rechten Hooligan-Rocker am Samstag vor einer Woche nicht spielen lassen. Dieses Wochenende trat die Band in der Nähe der thüringischen Stadt Saalfeld auf. Dort gab es kein Verbot. Ausreichende Gründe wie in Bremen hätten dafür nicht vorgelegen, erklärte ein Sprecher des thüringischen Innenministeriums am Freitag.

Die Band vermeidet justiziable Aussagen. Derweil kursiert ein Video im Internet, welches zu einer „unpolitischen“ Band nicht passt: Ein Fan aus dem Bremer Umland filmte sich und seine Freunde auf dem Weg zum Konzert, unterlegt hat er das Video mit der Musik des „rosaroten Panthers“. Die rechtsextreme Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) hatte diese Zeichentrickfigur in einem Bekennervideo verwendet. Der Verweis auf „Paulchen Panther“ ist in der rechten Szene zu einer Chiffre geworden, um die Opfer der NSU zu verhöhnen. „Bring Paulchen Panther mit“, sagt der KC-Fan in seinem Video zu einem Freund.

Dass in der Presse eine Nähe zwischen rechter Musik, rechter Ideologie und rechtem Terror aufgezeigt wird, empört ihn. Einen Artikel des Weser-Report über das Konzert in Bremen etwa hält er in die Kamera, „Schmierenblätter“, sagt er. Die Presse solle sich lieber den „wahren Problemen“ im Land stellen – gefolgt von einer Einblendung der Journalistin Andrea Röpke, die über Rechtsextremismus berichtet. Auch gegen Ronny Blaschke geht es. Der Autor sprach am selben Abend im Ostkurvensaal des Weser-Stadions darüber, wie Neonazis den Fußball missbrauchen.

„Anti-Ronny-Blaschke“, ruft ein KC-Fan in die Kamera. Gerade Fußball ist das Feld, aus dem die Band „Kategorie C“ und deren Fans die „Politik“ angeblich raushalten wollen. Der Youtube-begabte KC-Fan zeigt sein Faible für solche „Unpolitik“ in der Sammlung seiner Lieblings-Videos: „Sturmwehr“, „Screwdriver“, „Sleipnir“ – ein Who‘s who neonazistischer Rockbands.

„Kategorie C“ war für ein Konzert am 26. November nach Bremerhaven ausgewichen, nachdem ein Auftrittsverbot in Bremen wegen fremdenfeindlicher und gewaltverherrlichender Texte vom Oberverwaltungsgericht bestätigt wurde.

Etwa hundert Fans aus ganz Norddeutschland trafen vor dem Veranstaltungsraum im Bremerhavener Stadtteil Lehe auf ein Großaufgebot der Polizei. Auch dort hatte die Verwaltungspolizei das Konzert per Eilverfahren verboten. Es gab keine Zwischenfälle, zumindest nicht in Bremerhaven. Denn in Bremen trafen am späten Abend des 26. November noch Linke und Rechte aufeinander. In der Nähe des Bahnhofs seien laut Polizei vier Rechtsextreme angegriffen worden, ebenso auf dem Goetheplatz. Eine Gruppe von 15 bis 20 Personen habe dort vier Rechtsextreme mit Tränengas und Bierflasche verletzt. Die Polizei ermittelt wegen schweren Landfriedensbruchs.  kis