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Archiv-Artikel

Commerzbank will auf keinen Fall staatlich werden

BANKEN Um die höhere Eigenkapitalquote zu erfüllen, kauft das Institut eigene Hybridanleihen

Von BW

FRANKFURT/M. rtr/taz | Fünf Milliarden Euro fehlen der Commerzbank an Eigenkapital, um die neuen Vorgaben der europäischen Bankenaufsicht (Eba) zu erfüllen. Die Bundesregierung, die bereits mit 25 Prozent plus einer Aktie an der zweitgrößten deutschen Bank beteiligt ist, wäre bereit, das Geld zur Verfügung zu stellen. Sie hätte dann jedoch eine deutliche Mehrheit und damit endgültig das Sagen. Das will Commerzbank-Chef Martin Blessing vermeiden. Am Montag kündigte er an, einen Teil der Summe mit dem Rückkauf von sogenannten Hybridanleihen aufzubringen.

Neustart für Rettungsfonds

Die Bundesregierung traut dieser Strategie offenbar nicht so ganz und geht auf Nummer sicher. Noch vor Weihnachten soll das Kabinett beschließen, den Bankenrettungsfonds SoFFin wieder zu öffnen, um Geldinstituten in Schwierigkeiten beispringen zu können. „Wir sind so schnell wie möglich bemüht, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen“, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums.

Statt früher fünf Prozent müssen die Banken ab Ende Juni 2012 neun Prozent Kernkapital vorhalten, damit sie auch größere Verluste selbst stemmen können und nicht auf den Staat angewiesen sind. Zum Kernkapital zählen dabei jedoch nur Aktien und einbehaltene Gewinne, nicht aber Mischformen von Eigen- und Fremdkapital wie Hybridanleihen.

Letztere zurückzukaufen, bringt der Commerzbank ein Plus, weil sie derzeit nur noch zwischen 35 und 43 Prozent ihres Nennwerts haben. Auch wenn die Bank nun zwischen 40 und 52,5 Prozent bietet, kommt immer noch ein bilanzieller Überschuss von 600 Millionen Euro zusammen, wenn jeder zweite Investor mitmacht.

Der Rückkauf ist die zweite konkrete Maßnahme, die Blessing vornimmt. Auch die Neuvergabe von Krediten soll gedrosselt werden. Damit würde das Risiko gedrückt und die Bank bräuchte weniger Eigenkapital. Zudem könnten die stillen Einlagen der Allianz von 750 Millionen Euro in hartes Kernkapital umgewandelt werden. Am meisten nützen würde der Verkauf des kriselnden Immobilienfinanzierers Eurohyp. Dadurch würde der Eigenkapitalbedarf auf einen Schlag um fast fünf Milliarden Euro reduziert. BW