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Archiv-Artikel

Mit Spendenbrief und Siegel

Vor Weihnachten schütteln noch mehr unseriöse Sammler als sonst ihre Spendenbüchsen. Um Verbrauchern zu signalisieren, dass Spenden wirklich Bedürftigen zugutekommen, lassen sich viele Hilfswerke zertifizieren

Spenden stimmt froh – das haben Forscher der Universität Oregon nachgewiesen: Beim Spenden zeigen die Areale des Gehirns erhöhte Aktivität, die für das körpereigene Belohnungssystem zuständig sind. Wer anderen Gutes tut, verschafft sich also selbst ein Hochgefühl. Ein bestechender Grund zum Spenden. Doch gerade in der Weihnachtszeit buhlen unzählige Organisationen um Gunst und Geldbeträge, auch Scharlatane und Ganoven. Damit Spendenwillige seriöse Sammler leichter erkennen können, hat das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ein Spendensiegel entwickelt.

Das erhalten Hilfsorganisationen, die nachweisen können, dass sie die gesammelten Gelder sparsam und nachprüfbar verwenden sowie wahr und sachlich für sich werben. Laut DZI hat fast ein Drittel der Erstanträge keinen Erfolg. Aktuell dürfen 227 gemeinnützige Organisationen mit dem Spendensignet des DZI um Unterstützung bitten.

Weitere Orientierung auf dem Spendenmarkt bietet ein Zertifikat, das der TÜV Rheinland seit Anfang 2007 an Hilfsdienste vergibt. Es bestätigt, dass die Verwaltung der Organisation effektiv arbeitet und Gelder nicht fürs Geldsammeln verschwendet werden. An der Entwicklung der Standards beteiligten sich unter anderen Ärzte ohne Grenzen, Missio und die Welthungerhilfe. Die TÜV-Zertifizierung soll das DZI-Siegel ergänzen. Während das DZI die Seriosität der Verbände überprüft, kontrolliert der TÜV Abläufe und Strukturen. Ein Nachweis von Qualität ist der TÜV-Stempel jedoch nicht.

Eine Organisation, die weder DZI- noch TÜV-Siegel vorweisen kann, muss aber nicht unredlich sein. Kleine Hilfsvereine können sich eine Zertifizierung oftmals nicht leisten. Vorsicht sei jedoch immer bei Spenden an der Haustür oder auf der Straße geboten, sagen Verbraucherschützer. Spendenwillige sollten sich den Sammelausweis zeigen lassen und darauf achten, dass die Spendenbüchse verplombt ist.

Grundsätzlich gilt: Wer sich überredet oder unter Druck gesetzt fühlt, sollte ablehnen. Seriöse Sammler lassen einem Spender Zeit und haben Informationsmaterial und ein Überweisungsformular dabei. Aufpassen muss man auch bei Verträgen zu sogenannten Fördermitgliedschaften, da für sie das zweiwöchige Rücktrittsrecht für Haustürgeschäfte in der Regel nicht gilt.

Will jemand für ein bestimmtes Projekt spenden, muss er auf seine Überweisung das entsprechende Stichwort schreiben. Die Organisation darf das Geld dann nur dafür verwenden. Verbraucherschützer empfehlen aber, auf das Stichwort zu verzichten, damit das Geld dort eingesetzt werden kann, wo es am nötigsten gebraucht wird. Zudem sollten Spendengelder nicht gestreut, sondern lieber größere Summen an eine oder wenige Organisationen überwiesen werden: Das hält den Verwaltungsaufwand gering. PIA M. SOMMER

Liste der Organisationen mit DZI-Siegel unter www.dzi.de