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Archiv-Artikel

Der Mann ohne Gedächtnis

ELBPHILHARMONIE Städtischer Justiziar erinnert sich nicht, etwaige Kostenrisiken gesehen zu haben

Von PS

Armin Daum erinnert sich nicht. Er ist 38 Jahre alt, und die Vorgänge liegen fünf Jahre zurück. Aber der Justiziar der Elbphilharmonie-Realisierungsgesellschaft Rege war im montäglichen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie (PUA) „der Zeuge mit den bisher meisten Gedächtnislücken“, sagte dessen Vorsitzender Ole Thorben Buschhüter (SPD).

Dabei war Daum hautnah dabei, als die Stadt, die Architekten Herzog & de Meuron und Hochtief Verträge schlossen, die Hochtief zu millionenschweren Nachforderungen veranlassten. Der damalige Rege-Chef Hartmut Wegener hatte den Verwaltungsrechtler Daum, den er vom Airbus-Projekt her kannte, ins Elbphilharmonie-Team geholt. Baurechts-Expertise habe er kaum gehabt, sagte Daum. Es sei vielmehr ein „Training on the Job“ gewesen. Deshalb habe auch nicht er die Bauverträge erarbeitet, sondern die externe Anwältin Ute Jasper von der Kanzlei Heuking. Er sei „eher Übersetzer“ gewesen. Das Risiko, das der „Pauschalfestpreis-Vertrag“ von 2007 barg, sah er nicht.

Der enthielt indes nicht nur eine „funktionale Baubeschreibung“, sprich: den Auftrag, eine – wie auch immer aussehende – Elbphilharmonie für maximal 241 Millionen Euro zu bauen. Vielmehr gab es Anlagen mit detaillierten Baubeschreibungen der Stararchitekten Herzog & de Meuron – ein Verteuerungsmotor par excellence. „Dies erkannte ich nicht“, sagte Daum.

Andererseits habe er 2006 den Brandbrief der Architekten, die vor den Kostenrisiken einer frühen Ausschreibung mit unfertigen Plänen warnten, so wenig ernst genommen wie die restliche Rege. „Wir fühlten uns im Regen stehen gelassen“, sagte Daum; es habe eine fast kindliche Enttäuschung darüber geherrscht, dass da jemand plötzlich nicht mehr mitspiele.

„Wir haben an das Projekt geglaubt“, sagt Daum. PUA-Mitglied Andreas Wankum (CDU) konterte: Die Rege habe „einen Festpreis gemacht und gehofft, dass man einen Doofen findet, der sich verschätzt“. Nein, sagte Daum, das sei falsch. Wie es aber wirklich war: Daran erinnerte er sich nicht.  PS