WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Dienstag findet auf dem Neuköllner Reuterplatz eine Veranstaltung für Arbeitslose, Slacker und Gesocks statt, die wir schon deshalb ankündigen, weil ein Satz in der Ankündigung steht, der uns glücklich macht: „Bei Schietwetter (Nieselregen oder ähnlichen Widrigkeiten) fällt das Treffen spontan aus.“ Auch schön: „Denn wer gerade keine Lust hat, mit jemandem zu reden, tut einfach so, als konzentriere mensch sich auf das simple Spiel.“ Wow. Wenn kein „Schietwetter“ herrscht, wird Kubb gespielt, das „simple Spiel“, das dem orientierungslosen Rumstehen sehr nahekommt und schon von daher außerordentlich gefällt.

Am Donnerstag wird anlässlich der Innenministerkonferenz in Berlin auf dem Alexanderplatz für „Abschiebestopp für alle Flüchtlinge“ und „Bleiberecht für alle“ demonstriert. Die Veranstalter erwarten zu Recht viele Teilnehmer.

Am selben Abend wird in der Silberlaube der FU über ein heikles Thema gesprochen, nämlich über „Die Moral“, laut Organisatoren „das gute Gewissen der Klassengesellschaft“. Hier heißt es: „Das moralische Denken ist das größte Hindernis für eine objektive Beurteilung der Gesellschaft, der es entspringt, und der eigenen und fremden Interessen, die sie erzwingt.“ Darüber zumindest kann man, nein, sollte man diskutieren (18 Uhr). Und ebenfalls an diesem Abend noch eine andere wichtige Diskussion: In der Bunten Kuh heißt es treffend „Viva Chávez? – Viva Pueblo!“ Der hier so beliebte Hugo Chávez verbreitet in Venezuela einigen Schrecken, ist andererseits beliebt bei den Armen, scheint aber eine Diktatur zum Guten errichten zu wollen. Zum Guten? Diktatur? Ist Chávez für einige nur deshalb ein Guter, weil die US-Amerikaner ihn scheiße finden? Brauchen Linke immer einen Führer? Diese Fragen werden sicherlich heiß diskutiert werden.

Kubb: Reuterplatz, Di., 12 Uhr

Abschiebestopp: Alexanderplatz, Do., 17 Uhr

Moral: Silberlaube, Habelschwerdter Allee 45, Do., 18 Uhr

Chávez: Bunte Kuh, Bernkasteler Str. 78, Do., 19 Uhr