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Archiv-Artikel

REINER WANDLER ZU DEN FOLGEN DES ANSCHLAGS IN TUNIS Es liegt in der Hand der Ennahda

Das kleine Tunesien hat mächtige Feinde. Das zeigt der Anschlag auf das Nationalmuseum, bei dem nach bisherigen Angaben 25 Menschen starben. Der Angriff trifft das Herz Tunesiens. Das Land lebt vom Tourismus. Bleibt der aus, ist das eine Katastrophe. Das wissen die Islamisten und deren Hintermänner.

Und sie wollen, dass das neue Tunesien keine Chance hat. Denn das mutige Land steht für eine andere arabische Welt. Mit dem Aufstand der Jugend, die den Arabischen Frühling einleitete und Diktator Ben Ali stürzte, rückte Tunesien ins Zentrum einer möglichen Demokratisierung einer Weltregion, die bisher von Demokratie weit entfernt ist.

Die neue Demokratie und die weitgehend säkulare Tradition Tunesiens sind den Herrschern in der arabischen Welt und den Islamisten – nicht nur den Radikalen unter ihnen – ein Dorn im Auge. Für Tunesien ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Ein hartes Vorgehen gegen den islamistischen Terror, ja, aber das darf nicht in der Verfolgung des politischen Islams enden. Eine Spaltung zwischen säkularen und religiös-politischen Kräften, wie im Algerien der 1990er Jahre, ist das Ende jeder demokratischen Entwicklung, jeden Fortschritts.

Erfreulicherweise haben führende Politiker der islamistischen Partei Ennahda, die das Land nach dem Sturz der Diktatur für zwei Jahre regierte, den Anschlag umgehend mit klaren, deutlichen Worten verurteilt. Gern reden die Führer der religiös-politischen Formation von einer Art tunesischen Christdemokratie.

Ennahda muss diesen Anspruch umsetzen und auf die säkularen Kräfte zugehen. Es ist an der Zeit, dass sie ihr eher taktisches Verhältnis zu den Radikalen aufgibt und sich ganz und gar in den politischen Prozess integriert. Demokratie oder Barbarei – einen dritten Weg gibt es nicht.

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