: Gute Preise durch richtige Politik
Oliver Hummel, Geschäftsführer der NaturStromHandel GmbH in Düsseldorf, bekommt gerade zu spüren, dass auch Ökostrom vor allem über den Preis verkauft wird. Sein Unternehmen profitiert derzeit davon
taz: Herr Hummel, bislang stand NaturStromHandel als kleinster im Quartett unabhängiger Ökostromanbieter in der öffentlichen Wahrnehmung immer etwas hinter den drei anderen zurück. Jetzt haben Mitbewerber Preiserhöhungen angekündigt – spüren Sie das?
Hummel: Und wie! In der Woche nachdem Lichtblick und die EWS ihre neuen Preise veröffentlicht haben, bekamen wir 500 neue Kunden. So ein Wachstum hatten wir noch nie.
Sie erhöhen Ihren Preis nicht zum Jahreswechsel?
Doch, wir kommen auch nicht drum herum. Am 1. Dezember erhöhen wir unsere Preise für Neukunden leicht auf 19,90 Cent pro Kilowattstunde und auf 7,95 Euro pro Monat. Dabei bleiben wir aber unter den Preisen der Konkurrenz und geben auch dann wieder eine Preisgarantie von mindestens 9 Monaten.
Wird der Strom auch für Ihre Altkunden teurer?
Nur bis zu 4 Prozent. Bislang waren wir unter den Ökoanbietern immer recht teuer, weil wir viel Wert auf den Neubau von Anlagen legen. Doch mit den Erhöhungen anderer Anbieter sind wir auf einmal günstiger – und schon gibt es deutlich mehr Neukunden. Das freut uns, aber es ist auch erschreckend, dass sich selbst ein Produkt wie Ökostrom so sehr über den Preis verkauft.
Kommen Ihre Kunden auch von anderen Ökostromanbietern?
Nein, kaum, dazu sind die Preisunterschiede zu gering. Aber die Kunden, die von den etablierten Stromversorgern kommen, achten offensichtlich genau darauf, wer gerade am günstigsten ist.
Kalkulieren Sie Ihre Preise anders als Ihre Mitbewerber?
Vorweg: Die Preiserhöhungen unserer Ökostrommitbewerber sind gerechtfertigt, das steht für mich außer Frage. Denn die Strombezugskosten sind objektiv gestiegen. Aber es hat halt jeder Anbieter eine etwas andere Struktur des Stromeinkaufs, von daher stehen wir gerade ganz gut da. Hinzu kommt, dass wie hoffen, im Jahr 2008 von der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) befreit zu werden.
Was hat es damit auf sich?
Die EEG-Umlage bezahlen alle Stromversorger in gleicher Höhe, gemessen an den verkauften Kilowattstunden. Das Geld finanziert die Differenz zwischen den Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien und dem Marktpreis des Stroms. Im EEG gibt es aber eine Klausel, dass Versorger sich von der Umlage befreien lassen können. Das können sie, wenn sie mehr als 50 Prozent ihres Stroms aus Anlagen aus Deutschland beziehen, die unter das EEG fallen können, das Gesetz aber nicht in Anspruch nehmen. Das hoffen wir im Jahr 2008 zu schaffen. Dann wären wir die Ersten, die den Paragrafen in Anspruch nehmen.
INTERVIEW: BERNWARD JANZING