: Ein bisschen Grün und ganz viel Dreck
STADT Wie sich Durban an einer ökologischeren Politik versucht – und an welche Grenzen es dabei stößt
DURBAN taz | Der „Fußabdruck“ der Klimakonferenz ist enorm: 15.000 Tonnen Kohlendioxidemission hat die Veranstaltung allein in Durban verursacht; die Flüge der Besucher bringen ein Vielfaches mehr. Sparlampen in den Konferenzhallen, umweltfreundliche Kaffeetassen und die Verringerung der Müllmengen allein können das nicht aufwiegen. Doch immerhin hat die Stadt Durban ihre Projekte intensiviert, die rund um die Stadt und in Gemeinden schon vor der Konferenz begannen und die die südafrikanische Küstenstadt ökologischer gestalten sollen.
In der Nähe des Internationalen Kongresszentrums wächst Salat auf dem Dachgarten eines großen Bürogebäudes. Das Gemüse, das hier angebaut wird, soll Waisenhäusern zugutekommen. Eine Erholungsterrasse bietet Angestellten eine grüne Lunge in der Innenstadt. Grüne Dächer verringern die Luftverschmutzung, aber auch den Energieverbrauch. Weniger Sonneneinstrahlung bedeutet weniger Gebrauch von Klimaanlagen. Solche Grünoasen sollen künftig der Stadt Durban zu einem besseren Klima verhelfen, aber auch Regenwasser auffangen und durch einheimischen Pflanzenanbau die Artenvielfalt regenerieren.
Die Ufer des Umbilo-Flusses werden aufgeforstet. „Fremde Pflanzen werden entfernt und durch einheimische Bäume ersetzt“, sagt Jo-Anne Boulle, die in der Stadtverwaltung für den Umweltschutz verantwortlich ist. „Diese Bäume verbrauchen weniger Wasser und helfen bei der Kontrolle von Fluten, denn sie binden die Erde besser.“ Die Aufforstung, ein gemeinsames Projekt von privaten und öffentlichen Stellen, hat Jugendlichen zu Jobs verholfen.
Diese Anstrengungen, die die Klimakonferenz überdauern sollen, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt ein großes Umweltproblem hat. Das zeigt sich ebenfalls am Umbilo Fluss, genauer: an dessen Mündung in den Ozean, wo auch der Hafen liegt. Durban besitzt den größten Containerterminal der südlichen Hemisphäre. Öl- und Petroleumprodukte werden hier verschifft. Öltanker werden auf See abgepumpt, Ölflecken auf dem Wasser sind keine Seltenheit. Für die neuen, noch größeren Ozeanriesen soll der Hafen nochmals ausgebaut werden, weshalb Umweltschützer Alarm schlagen.
Die Petrochemie im Süden Durbans ist ein Dreckschleuder mit üblen Auswirkungen für die Anwohner. Die einheimische Umweltgruppe Groundwork fürchtet, dass mit der geplante Erweiterung des Hafens das umliegende, eher arme Wohngebiet noch mehr zur Industriegegend wird.
Schon jetzt hängen Rauchwolken am Himmel und verursachen Groundwork zufolge starke Gesundheitsschäden durch eine hohe Schwefeldioxidkonzentration. Die Ölkonzerne Engen, BP und Shell sind vor Ort. Auch das briotisch-südafrikanische Papierunternehmen Mondi gehört zu den rund 120 Unternehmen, die meist ohne Rücksicht auf ökologische Standards produzieren. Allein Engen verarbeitet in seiner Raffinerie 155.000 Barrel Öl pro Tag. Die letzte Modernisierung der Anlage fand 1953 statt.
MARTINA SCHWIKOWSKI