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Archiv-Artikel

Stau zwischen den Meeren

NORD-OSTSEE-KANAL Nach einer Havarie in der Brunsbütteler Schleuse drohen monatelange Engpässe. Am Montag mussten Schiffe bis zu fünf Stunden warten

Nach einer Kollision in einer Schleuse in Brunsbüttel stauen sich die Schiffe an beiden Enden des Nord-Ostsee-Kanals. Am Montagmittag gab es für die Kapitäne in der Kieler Förde Wartezeiten von bis zu fünf Stunden, auf der Elbe mussten die Schiffe ankern, bevor sie geschleust wurden, wie Helmut Külsen von der Wasser und Schifffahrtsdirektion Nord sagte. Am Freitag hatte der 131 Meter lange Frachter „Saint George“ die große Nordschleuse in Brunsbüttel gerammt. Das 1.200 Tonnen schwere Schleusentor lässt sich nach der Kollision nach Angaben der Schifffahrtsverwaltung nicht bewegen. Es muss ausgetauscht werden.

Der Stahl-Koloss kann jedoch frühestens Anfang Mai ausgebaut und ersetzt werden. „Vorher bekommen wir unser Ersatz-Tor nicht zurück“, sagte der Sprechers des Wasser und Schifffahrtsamtes Brunsbüttel, Thomas Fischer. Dieses sei zur turnusmäßigen Wartung und Ausbesserung kleinerer Havarie-Schäden auf einer Werft in Kiel. Derzeit würden Gespräche laufen, ob die Rückkehr des Ersatz-Tores vorgezogen werden könne, sagte Fischer.

Nach Angaben von Fischer würde schon das routinemäßige Auswechseln eines Tores mindestens eine Woche dauern: „Bevor der erste Handgriff überhaupt möglich ist, müssen etliche Tonnen Schlick weggespült werden, der sich auf den Gestängen und Plattformen überall im Tor abgelagert hat.“

Die beiden rund hundert Jahre alten großen Schleusenkammern in Brunsbüttel sind für den Nord-Ostsee-Kanal von grundsätzlicher Bedeutung. Nur sie sind groß genug für Schiffe mit einer Länge von mehr als 125 Metern, sagte Fischer.

Neben Unfällen machen marodes Material und die Technik aus der Kaiserzeit den Verantwortlichen des Nord-Ostsee-Kanals seit Jahren Probleme. Wirtschaftsverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein haben in der Vergangenheit mehrfach gefordert, den Kanal zügig zu modernisieren und auszubauen. Er gilt als meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Die Gebühreneinnahmen aus dem Kanal betragen jährlich rund 30 Millionen Euro.  (dpa)