: Bausparvermittler: Mit dem Bus ins Bordell
WÜSTENROT Bei einer Belohnungsreise für erfolgreiche Verkäufer von Finanzprodukten landet eine ganze Gruppe in einem Bordell in Rio de Janeiro. Für die Firma sind das aber nur individuelle Verfehlungen
STUTTGART dpa | Ausgerechnet die besten Verkäufer haben dem Finanzkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) einen schlüpfrigen Skandal eingebrockt. Bei einer 200.000 Euro teuren Belohnungsreise nach Brasilien soll ein Teil der 51-köpfigen Gruppe im Puff gelandet sein. Für das Image des Unternehmens – bekannt für so konservative Produkte wie Bausparen und Lebensversicherungen – ist das alles andere als eine frohe Kunde. Zudem weckt der Vorfall Erinnerungen an den Ergo-Skandal aus diesem Jahr.
W&W bestätigte am Montag einen Bericht aus dem Handelsblatt, wonach die Wüstenrot Bausparkasse AG Ende April 2010 eine Tour nach Rio de Janeiro springen ließ – als „Förderung und Honorierung besonders hervorragender Leistungen“, wie sie es nennt. Ohne Frage sei dabei offensichtlich gegen den Verhaltenskodex verstoßen worden – W&W beteuert aber, dass es sich um individuelle Verfehlungen handele und das Unternehmen nichts gefördert habe.
Laut dem Blatt endete die Nacht zum 30. April in dem Etablissement Barbarella, bei dem schon mit einem flüchtigen Blick auf das Logo am Eingang klar ist, was innen abgeht. „Die Bustüren gingen auf, und etwa die halbe Gruppe stieg aus, inklusive Bereichsleiter und Direktoren“, berichtet ein Teilnehmer der Zeitung. Die Wüstenrot-Revision wisse heute, dass zwischen 14 und 20 Mitarbeiter ins Barbarella eingekehrt seien.
Der Skandal von der Copacabana weckt Erinnerungen an die Tour von 100 Mitarbeitern des Versicherers Ergo nach Budapest, die dort 2007 auf Firmenkosten eine traditionsreiche Therme in ein frivoles Freiluftbordell verwandelten. Die Sexorgie kam Mitte dieses Jahres heraus – und schon damals litt das Image der Branche gewaltig.
W&W beteuert, dass anders als bei Ergo der krönende Abschluss des Abends im Bordell weder offiziell noch inoffiziell ein Teil des Programms gewesen sei. Doch allein das Reiseziel und der Stopp an der Vergnügungsmeile haben ja schon ein Geschmäckle. Die Belohnungsreisen sollen sich künftig nur noch auf Deutschland beschränken.